Das Projekt every instant is at once vereint Kulturschaffende, die mit Sound, Performance, Theater, Literatur, Kuration, Theorie und Lehre arbeiten, um Vorschläge, Fantasien, Revisionen und Formen von Engagement zu formulieren, die sich auf Begegnungen konzentrieren, jenseits einer objektbasierten Logik und deren Überbleibsel.1

Das Projekt ist ein Appell an eine andere Form der Aufmerksamkeit – eine Aufmerksamkeit gegenüber Momenten2, Augenblicken3, Zeitspannen4. Aufmerksamkeit wird nicht nur gezollt oder geschenkt oder verlangt, sondern wird verstanden als ein Aufmerksam-Sein: für bereits vorhandene Fähigkeiten, um Bedürfnisse zu erkennen, Erwartungen, Blockaden, Paradoxien, Szenarien, Spuren, Grundlagen; um die Bedingungen, Herausforderungen und Möglichkeiten der Arbeit mit ephemeren und körperbasierten Praktiken in der Schule, in der Ausstellung, im Museum und im Theater zu betrachten; um zu fragen, welche infrastrukturellen Einrichtungen notwendig sind, um mit diesen Praktiken auf eine eigene Weise umzugehen. Welche Vokabulare, welche Fähigkeiten und Kompetenzen sollten dafür entwickelt werden und welche veralteten Modelle sollten ersetzt werden?

Im Bewusstseins des Paradoxons zwischen vergänglichen Arbeiten und der Logik des Ausstellungsraums und der musealen Sammlungspraxis und der daraus resultierenden Spannung, zielt every instant is at once darauf ab, das Gespräch rund um diese Widersprüche und ihre Möglichkeiten zu öffnen.

Ein flüchtiger Geschmack. Gefühle, ausgelöst durch ein Schlagzeugsolo. Die Aufmerksamkeit für den Augenblick. Worauf konzentriert sich diese Aufmerksamkeit? Liegt die Aufmerksamkeit im Werk oder in der Aufrechterhaltung der Institutionalität? Aufmerksamkeit für das Werk reagiert und biegt sich und schafft Infrastrukturen und Vokabulare für das Zuhören. Achtsamkeit, Einklang und Empfänglichkeit erfordern eine infrastrukturelle Beweglichkeit.

every instant is at once präsentiert nicht Werke als Antworten zu Fragen, sondern macht institutionelle Typologien und Arbeitsweisen öffentlich, stellt sie zur Diskussion und berücksichtigt die unterschiedlichen Perspektiven der eingeladenen Protagonist:innen und deren Publikumsgruppen.

Das Projekt beginnt diskursiv; vom 14. Oktober bis zum 3. Dezember 2023 (Vernissage am 13. Oktober) und wird möglicherweise Spuren im Raum hinterlassen. Darauf folgen vom 15. Dezember bis zum 30. Januar 2024 (Vernissage am 14. Dezember) performative Gesten und Augenblicke durch eine zweite Gruppe von Akteur:innen.

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1 Das Ausstellungswesen beruht im Grossen und Ganzen immer noch auf einer objektbasierten Logik, selbst wenn die Werke ephemer oder auditiv sind; es bleibt augenzentriert und verlangt eine visuelle und dauerhafte Begegnung, um den Anspruch des Zeigens zu erfüllen. Zeitbasierte Praktiken beruhen auf dem Moment der Begegnung, der sich von der Betrachtung von Objekten während eines Ausstellungszeitraums unterscheidet, da dieser keine Anhäufung von Momenten oder Augenblicken ist, sondern eher eine statische Begegnung mit einem Objekt, welche sich über längere Zeit erstreckt.
2 Inspiriert von Mariah Careys Aussage, im Moment zu leben nach der Lektüre von Amelia Grooms Text There’s No Beginning and There Is No End: Mariah Carey and the Refusal of Time.
3 Anstatt Momente als unendlich kurze Zeiträume oder als linear aufeinander aufbauende Zeitpunkte zu verstehen, liest sich dieses Projekt vielmehr als ein verlängerter, ausgedehnter Augenblick.
4 »Die Dauer als Staubwolke voller Augenblicke, eine Gruppe von Punkten, die mehr oder weniger kohärent durch das Phänomen der Perspektive organisiert sind«, wie Gaston Bachelard formulierte.

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