Alle in Bottrop geborenen, ansässigen oder arbeitenden Künstlerinnen und Künstler haben einmal im Jahr die Gelegenheit, ihre Werke im Museumszentrum Quadrat zu präsentieren. Die Auswahl erfolgt durch eine Jury – zusammengesetzt aus Vertreter:innen der Stadt, Künstler:innen sowie Kunsthistoriker:innen.

Einzelpräsentation im Rahmen der Jahresausstellung

Die Künstlerin Monika Lioba Lang (*1974) überrascht in der Einzelausstellung innerhalb der Jahres­ausstellung Bottroper Künstlerinnen und Künstler mit einer Rauminstallation, die sie eigens für ihre Heimatstadt entwickelt hat. Dabei bleibt sie ihrer vertrauten Formensprache treu – einem beein­druckenden Repertoire, das sich behutsam und kontinuierlich über die Jahre entwickelt hat. 

Nach der Lehre zur Steinbildhauerin studierte Monika Lioba Lang an der Kunstakademie Münster bei Heinz Breloh, Ulrich Erben und als Meisterschülerin bei Katharina Fritsch. Für ihre Abschlussarbeit erhielt die Künstlerin 2004 das halbjährige Atelierstipendium ›Cité Internationale des Arts, Paris‹ des Landes NRW. Neben dieser jährlich nur drei Künstler:innen aus Nordrhein-Westfalen zugesprochenen Förderung, erhielt sie bereits 2002 das Europastipendium (Schweiz) der Kunstakademie Münster. 

An der Jahresausstellung beteiligt sich die Künstlerin seit 2012 und war unter anderem mit Werken wie Schwestern (2012), Prinzip Hoffnung (2017) oder Himmelsgitter (2019) vertreten, bevor sie im vergangenen Jahr mit dem eindrücklichen Werk Retabel (2022) für die diesjährige Einzelpräsentation nominiert wurde.

In diesem Jahr lässt Monika Lioba Lang das Quadrat tanzen und sie lädt alle Besucherinnen und Besucher zum Square Dance ein. Die humorvolle Assoziation zum Ort der Ausstellung wird niemandem entgehen. Aber es wäre nicht diese ernste, nachdenkliche und vielschichtige Künstlerin, wenn einzig der Titel der Installation Bezug auf den Ausstellungsort nehmen würde.

Für die Wahl-Kölnerin sei es ein »Freudentanz«, endlich in ihrer Heimatstadt Bottrop auszustellen und sie nahm sich vor, ein Werk für den »Partykeller des Museums« zu schaffen. Viele ihrer Installationen sind orts­bezogen, einige Skulpturen lassen sich in unterschiedliche Ausstellungskontexte einfügen, andere sind temporär, werden von ihr speziell für einen Ort entwickelt. Dann verwendet sie die Materialien wieder. Und so wird das rote und blaue Baumwollgarn aus der Installation Ode an die Birke (2023) zum Square Dance.

Für die sechs Figuren der Arbeit Square Dance verwendet Monika Lioba Lang Makramee-Garn aus recycel­ter Baumwolle in vier Farben (blau, rot, gelb, grün), dessen Fadenstärke variiert. Weitere Materialien sind Federstahl, Stahl, Silikonschlauch und Nylonschnur. Diese alltäglichen Werkstoffe sind die Grundlage der gleichzeitig einfach wie komplexen Körper, die uns im Ausstellungsraum entgegentreten.
Zwei oder drei der etwa Mensch großen Gitterwerke bilden je eine Figur. Diese fragilen Elemente, die ihre Form über das spezielle Spannen auf unterschiedlich große Metallringe erhalten, hat die Künstlerin erstmals 2020 für ein Werk realisiert. Für die neue Installation hat sie mehrere Körper zu einer Skulptur zusammen­gefügt. Sie selbst nennt sie »Hüllen«, möchte aber mit diesem Wenigen viel erreichen. Wie Marionetten vor der Aufführung, feste Korsagen oder bunte Käfige hängen sie von der Decke. Doch hatte uns Monika Lioba Lang nicht ganz im Gegensatz zu der ersten Wahrnehmung einen Tanz versprochen? Die Irritation ist groß. Die Frage, die sie sich von Beginn dieser Arbeit selbst gestellt hat: »Wie werden Körper zum Tanzen gebracht? Wie entsteht überhaupt Bewegung in der Wahrnehmung?« Erst wer durch den Raum geht, sich selbst bewegt, wird die Bewegung erleben. Die schwebende Hängung, die Anordnung der Fäden erzeugen ein Flimmern und Flittern der Linien und Körper. Der Tanz beginnt.

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