Für Claudia Andujar ist die Fotografie ein Mittel, um mit der Welt zu kommunizieren, ein Medium, durch das man so viel lernt, wie man gibt. Ihre Arbeiten zeugen vom langjährigen Engagement der Fotografin für den Schutz der Yanomami, einer der größten indigenen Gemeinschaften im brasilianischen Amazonasgebiet. Seit den 1970er Jahren hat Andujar mehrfach mit dieser Community im Amazonasbecken gelebt. Diese Region wird bis heute aufgrund ihrer Bodenschätze laufend ausgebeutet.
Claudia Andujar versteht Fotografie als künstlerisches und politisches Werkzeug. Ihr Werk ist geprägt von dem starken Verantwortungsgefühl, mit dem sich die Künstlerin in der Pro-Yanomami-Kommission (CCPY) für geschützte Gebiete entlang der brasilianisch-venezolanischen Grenze einsetzt.
Claudia Andujar wurde 1931 in Neuchâtel, Schweiz, geboren und lebt und arbeitet in São Paulo. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die Vereinigten Staaten und 1955 nach Brasilien. In den 1970er Jahren erhielt Andujar Stipendien von der John Simon Guggenheim Foundation und der Fundação de Apoio a Pesquisa [FAPESP], um die Kultur der Yanomami zu fotografieren und zu studieren. Von 1978 bis 2000 arbeitete sie für die Pro-Yanomami-Kommission (CCPY) und koordinierte die Kampagne für die Abgrenzung des Yanomami-Territoriums im Amazonasgebiet (TIY), das 1992 von der brasilianischen Regierung eingerichtet wurde. In Anerkennung ihrer Arbeit als Verfechterin der Menschenrechte erhielt Andujar im Jahr 2000 den Annual Cultural Freedom Award der Lannan Foundation, New Mexico. Im Jahr 2003 erhielt sie den Severo-Gomes-Preis der Menschenrechtskommission Teotônio Vilela, São Paulo. 2008 wurde sie vom brasilianischen Kulturministerium mit dem Orden für kulturelle Verdienste ausgezeichnet. 2010 erhielt sie den Kasseler Fotobuchpreis für Marcados, erschienen bei Cosac Naify, und 2018 wurde sie mit der Goethe-Medaille geehrt. 2015 wurde im Instituto Inhotim in Brumadinho, Minas Gerais, Brasilien, der ständige Pavillon Galeria Claudia Andujar mit dreihundert von der Künstlerin geschaffenen Werken über die Yanomami eröffnet.
Kurator: Viktor Hois