Wallah, komm jetzt endlich!
Wie der Titel der Ausstellung Wallah, komm jetzt endlich! sind auch Aydoslus Skulpturen ein Echo der Straße, des Unterwegsseins. Sie greifen Formen und Materialien auf, die selbstverständlicher Teil unseres Alltags sind, in ihrer Unscheinbarkeit jedoch selten bewusst wahrgenommen werden. Ihre Ausbildung begann Leyla Aydoslu an der Königlichen Akademie für Schöne Künste in Gent mit dem Studium der Malerei, jedoch empfand sie die Grenzen der Leinwand zunehmend als limitierend und entschied sich skulptural zu arbeiten. Maßstab für ihre Werke ist nun nicht mehr die Leinwand, sondern der menschliche Körper, so wie er auch Maßstab für die gesamte erbaute Welt um uns herum ist.
Häufig verwendet Aydoslu auf der Straße gefundene Materialien als Gerüst für ihre Arbeiten, deren raue Oberflächen meist noch von ihrem Entstehungsprozess zeugen. Durch ihren installativen Ansatz bildet sie mit ihren Skulpturen einen neuen Ort innerhalb des Museums, der die Position zwischen Raum und Ding befragt. Sie schafft eine Reminiszenz an den Außenraum, jedoch sind ihre Skulpturen trotz ihrer Größe und Schroffheit nicht einschüchternd und abweisend. Eher lädt deren besondere Oberflächenbeschaffenheit dazu ein, sie näher zu untersuchen.
Leyla Aydoslus Skulpturen nehmen sich Raum. Dabei sind sie selbstbewusst ohne dominant zu sein. Ihre Volumina füllen Ecken, verbinden Wände miteinander oder quetschen sich zwischen Boden und Decke. Wie zwei tragende Stelen ragen Aydoslus Korkskulpturen Selma und Henriette bis an die Decke des Ausstellungsraumes. Der Kork erinnert an eine Asphaltoberfläche. Helene Müllers Balcony wirkt wie ein kleiner Balkon im Stil der 50er Jahre.
Die belgische Künstlerin Leyla Aydoslu ist in diesem Jahr Stipendiatin der Neue Folkwang Residence und arbeitet seit dem Sommer im Atelier- und Wohnhaus im Eltingviertel in Essen.