Mit Sammlung+ präsentiert die Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne seit 2019 Präsentationen mit Werken aus ihrem Bestand. Neuerwerbungen, Entdeckungen und nicht zuletzt thematische Schwerpunkte zeigen die Vielfalt der Bestände im Zusammenspiel mit Partnern und Stiftungen.
Fotografien nehmen in der modernen Erinnerungskultur eine besondere Stellung ein – sie sollen die Fragilität des Moments einfangen und möglichst deutlich bewahren. Einige Künstler:innen wählen jedoch bewusst Wege in die Abstraktion.
Geraldine Frisch fotografierte 2015/16 eine verlassene Fabrikanlage kurz vor deren Abriss. Der Ort hat gelebte Geschichte geatmet, von der die Wände zu berichten wissen. Frisch nutzt für ihre Aufnahmen Perspektiven und Bildausschnitte, die das Sichtbare verrätseln. Dabei sinniert sie nicht zuletzt vor dem Hintergrund ihrer eigenen Biografie über die Bedeutung von Verwurzelung und die Verschiebung von Grenzen im Zuge politischer Umwälzungen. Die Verschiebung von Grenzen trieb auch Magdalena Jetelová um. 1992 begab sie sich nach Island, um mit einem Laserstrahl die Zone des mittelatlantischen Rückens nachzuzeichnen, in der sich vor Millionen von Jahren die nordamerikanische Platte von der eurasischen entfernt hatte. In der schlichten Linienführung irgendwo im Nirgendwo scheint die Absurdität von Grenzziehungen auf. Hiroshi Sugimoto wiederum wandte sich 1997 ikonischen Bauwerken zu und fotografierte diese auf eine Weise, dass sich ihre Konturen in Unschärfe verlieren und wie aus der Zeit gefallen scheinen.
Fotografische Abstraktionen dieser Art spielen mit unserer Wahrnehmung und finden ihre Entsprechung in der menschlichen Gedächtnis- und Verständnisleistung – sie sind undeutlich und verschwommen, anfällig für Mehrdeutigkeit und offen für Interpretation.
Kuratorin: Franziska Kunze