Die Kunstsammlung Gera präsentiert in der neuen Sonderausstellung »Ans Licht gebracht« im Südflügel der Orangerie ausgewählte Werke aus dem eigenen Sammlungsbestand. Im Geraer Museumsdepot wird ein großer Fundus an Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken vom Mittelalter bis zur Gegenwart beherbergt– Schätze, die dem Publikum bisher lange verborgen blieben und die jetzt aus dem Schattendasein der Magazine an Licht der Öffentlichkeit gebracht werden. Die Exposition ist die letzte Sonderausstellung in der Orangerie bevor Ende Mai 2024 der umfangreiche Umbau zur neuen Otto-Dix-Dauerausstellung erfolgt, die am 3. Oktober 2024 eröffnet werden und sich über Nord- und Südflügel der Orangerie erstrecken wird. Grund genug sich noch einmal mit frischem Blick dem eigenen Sammlungsbestand zu widmen und eine Ausstellung zu konzipieren, die die Werke nach künstlerischen, formal-ästhetischen und gesellschaftlichen Bedeutungen befragt. Gezeigt werden 53 Gemälde, 23 Arbeiten auf Papier sowie 8 Plastiken.

Die 84 Werke entstanden von beginnenden 16. bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts und liefern damit einen repräsentativen Streifzug durch die Vielfältigkeit der Sammlung. Die Basis für die Auswahl bildeten vornehmlich Werke aus dem historischen Sammlungsbestand, der Behrens-Weise-Sammlung, dem bedeutenden Werkbestand zur Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Museum sowie den Dauerleihgaben der Sammlung Niescher. Neben großen und bekannten Künstlern der Kunstgeschichte wie Andreas Achenbach, Oswald Achenbach, Peter Breuer, Heinrich Bürkel, Lucas Cranach d. Ä., Albrecht Dürer, Rainer Fetting, Paul Gauguin, Frans Hals, Willy Hamacher, Erich Heckel, Willem van Mieris, Friedrich Phillipp und Heinrich Reinhold, Auguste Renoir, Auguste Rodin, Antonio Rotta sind auch eindringliche Werke von Gegenwartskünstlern wie Rainer Fetting, Lutz R. Ketscher, Wolf Vostell und Jan Brokof zu sehen. Die malerische Bandbreite reicht beispielsweise von den in altmeisterlicher Lasurmalerei ausgeführten Landschaften und Genrebildern der Niederländer Peter de Neyn, Jan van Kessel und Willem van Mieris aus dem 17. Jahrhundert, über die idyllisch-arkadischen Landschaften von Friedrich Phillipp Reinhold, den feinstrukturierten Naturstudien seines Bruders Heinrich Reinhold und den Landschafts- und Genredarstellungen von Heinrich Bürkel und Antonio Rotta bis zu den atmosphärischen, farb-und lichtdurchfluteten Seestücken von Andreas und Oswald Achenbach aus dem 19. Jahrhundert.

Die mit großem Detailreichtum und in beindruckender Perspektivwirkung erfassten Rom-Veduten der großformatigen Radierungen von Giovanni Battista Piranesi aus dem 18. Jahrhundert und die im südlichen Licht von Hugo Paul Harrer dargestellte römische Marktszene stehen als charakteristische Beispiele für die wiederentdeckte Bewunderung antiker Baukunst und die andauernde Italiensehnsucht von Künstlern. Bei der Ausstellungsgestaltung haben wir uns an einigen Stellen (Landschaft, Porträt, Stillleben) für eine Tableau-Hängung entschieden, was einerseits die Vielfalt der Sammlung wiederspiegeln soll und anderseits darauf verweisen kann, dass sich die Themenbilder aus dem reichen Fundus noch ergänzen ließe. So vereint die Ausstellung auch eine Reihe eigenwilliger Porträts und Menschenbilder, die sich insgesamt über annähernd 400 Jahre erstrecken und eine große Breite der Darstellungsmöglichkeiten aufzeigt. Das Antlitz des Dargestellten kann von vorn gesehen (en face), als Halb oder Dreiviertelprofil (en profil), als Brustbild, Halbfigur, Kniestück und sogar als Ganzfigur wiedergegeben werden.

Die prägnante Auswahl zeigt die Vielfalt der Positionen und zugleich die außergewöhnliche künstlerische Qualität, wie z.B. bei Frans Hals, Adolph von Menzel, Franz von Lenbach und Kurt Günther, die empfindsam-sinnliche Bilder vor Augen führen.

Auch bei den Stillleben wurden Werke aus unterschiedlichen Zeiten zusammengestellt, die exemplarisch verschiedene malerische Bildsprachen der natura morta-Thematik vorführen. Ein sanftes Kolorit mit weichem Licht beherrscht das Bildmotiv im Früchtestillleben von Jean Siméon Chardin aus dem 18 Jahrhundert, demgegenüber stehen z.B. die modernen malerischen Formen im Stillleben von Erika Streit, die in der Tradition von Cezanne stehen oder die scharfen Gegenstandskonturen der neusachlichen Malerei von Gustav Schaffer aus dem 20. Jahrhundert. Die thematischen Präsentationen der historischen Sammlungsexponate wurden teils mit Werken zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler konfrontiert, um interessante Dialogräume und Korrespondenzen zu erzeugen, die anregende Assoziationen erwecken und zu neuen Sichtweisen verführen können.

Bei der Konzeption der Ausstellung wurden alle Museumsmitarbeiter und -mitarbeiterinnen in die Erarbeitung einbezogen, die jeweils ihre Lieblingswerke als persönliche Favoriten der Sammlung vorschlagen konnten. Im Ergebnis entstand eine Auswahl, die sich im Wesentlichen auf die sechs Themenbereiche und Gattungen christliche Motive, Landschaft, Porträt, Akt, Stillleben und Genredarstellungen konzentriert.

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