Die Ausstellung des dänischen Malers, Grafikers und Bildhauers Asger Jorn (1914–1973), der auch als Textil- und Schmuckkünstler tätig war und ein großes schriftstellerisches Werk hinterlassen hat, zeigt rund 70 seiner Werke im Museum Peter August Böckstiegel. In Nachfolge der dort 2022 mit großem Erfolg präsentierten Schau »Geste. Informel. Privat.« wird somit erneut ein Künstler vorgestellt, der für die europäische Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg von größter Bedeutung war.
Wie nur wenige andere Künstler hat Jorn es verstanden, die Ideen des Expressionismus weiterzuführen und durch Einflüsse der »informellen« Abstraktion, des Surrealismus und des Action Painting eine ganz eigenständige Malerei zu entwickeln. Dabei bewahrte der Künstler in seinen Bildern einen ausgeprägt skandinavischen Geist – er bewunderte und erforschte die dänische Volkskunst gleichermaßen wie prähistorische Zeugnisse oder die Sagenwelt der nordischen Kulturen. Seine Bilderwelt ist nicht selten bevölkert von mythischen, oft dämonisch-skurrilen Wesen, die sich in freier Narration allein als Ergebnisse von Jorns künstlerischer Energie manifestieren. Darin und mit seinem aufmerksamen Blick auf die Entwicklungen der Kunst seiner Zeit sprengte er nationale Grenzen – unter anderem als Mitbegründer der bedeutenden Künstlergruppe »CoBrA«.
Mit größter Freiheit und angetrieben davon, das Scheitern ebenso zu akzeptieren wie kreativen »Vandalismus« zuzulassen, widmete sich Jorn in seinem von unermüdlichen Aktivitäten geprägten Leben der Kunst – vermittelnd zwischen den großen Polen von Realismus und Abstraktion, von Hoch- und Populärkultur, von Mystik und Banalität. Jorns Kunst ist poetisch, aber auch politisch, in Teilen so weitab von dieser Welt wie ganz in ihr beheimatet.
Die Ausstellung in Werther kann daher keine Retrospektive des Schaffens von Asger Jorn sein, aber neben Gemälden und Grafiken aus allen Phasen seines Schaffens stehen vor allem plastische und textile Arbeiten im Fokus – auch der Webstuhl, auf dem Jorn seine Wandteppiche webte, kann hier zum ersten Mal ausgestellt werden. Durch diese Werke und in Jorns früher Beeinflussung durch den Expressionismus gibt es durchaus Nähen zwischen Jorn, Böckstiegel und Westfalen – das soll auch im Ausstellungstitel deutlich werden, »Den røde jord«, Titel einer großformatigen Lithografie Jorns – Die »rote Erde« für ihn die jütische, für Böckstiegel die westfälische Heimat, für beide von Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn an Ursprung und Inspirationsquelle, die für sie auf unterschiedlichen Wegen Grundlage ihrer künstlerischen Arbeit wird.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Museum Jorn in Silkeborg und dem dortigen Kurator Lucas Haberkorn. In zweiter Station wird die Ausstellung 2025 im Emil-Schumacher-Museum in Hagen gezeigt. Ein Katalog ist in Planung. Die Ausstellung wird großzügig durch eine private Spende unterstützt.