Erinnerung ist niemals abgeschlossen. Sie kann sich verändern und verblassen, sie kann vergessen werden oder neu erdacht. Die Aufnahmen der dänischen Fotografin Astrid Kruse Jensen werden zum Mittel, das Prozesshafte im Erinnern zu benennen. Fotografien können eine Hilfe sein, Erinnerungen festzuhalten und in der Rück­schau Dinge zu verstehen. Doch dokumentarisch sind die Aufnahmen von Astrid Kruse Jensen nicht. Sie veranschaulichen, wie Erinnerung stets subjektiv gefärbt ist – ebenso wie die veränderte Farbigkeit oder Doppelbelichtungen ihren Fotografien eine nicht wahrheitsgemäße Note verleihen. In Raum und Zeit unbestimmt, erschei­nen sie als traumhafte, poetische Verschiebungen des Realen.

Statt modernes Fotografie-Equipment nutzt Astrid Kruse Jensen seit 2010 eine einfache Polaroidkamera. Ihr Material ist zudem abgelaufen. Das Resultat sind Unschärfen und nicht vorhersehbare chemische Reaktionen. Die Fotografin hat bewusst einen Teil ihrer Kontrolle aufgegeben und infrage gestellt. Die chemischen Veränderungen überlagern sichtbar ihre Fotografien, wie auch Erinnerungen durch neue Eindrücke verschleiert werden können. Das Motiv tritt in den Hintergrund, während eine Innenschau in den Fokus rückt.

Astrid Kruse Jensen (* 1975 ) wurde an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam und an der Glasgow School of Art ausgebildet. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen. Die Ausstellung vereint Werke, die seit ihrer gravierenden Umstellung von Material und Technik 2010 bis zum heutigen Zeitpunkt entstanden sind und richtet den Blick speziell auf ihr neuestes Schaffen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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