Die Ausstellung »BLACK FLAGS« präsentiert drei ausgewählte Werke zum Motiv der schwarzen Flagge, die sowohl ästhetisch wie auch politisch vielfach lesbar sind.

Die semantische Mehrdeutigkeit der drei künstlerischen Gesten, die in den Lichthöfen des ZKM assoziativ miteinander verbunden sind, regt zu einem Perspektivwechsel an und fordert uns auf, angesichts der vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart, die unsere Gesellschaft spalten, die verbindenden Elemente neu zu betrachten. Mit der Kraft ikonischer Gesten lädt »BLACK FLAGS« dazu ein, uns eine Zukunft vorzustellen, in der wir, verbunden mit einem komplexen ökologischen System, bewusst und ethisch handeln.

Mit seiner Installation »Black Flags« (2014) hat der US-amerikanische Choreograf William Forsythe, dessen Archiv sich seit 2023 am ZKM befindet, eine komplexe, kontrapunktische Choreografie für zwei große schwarze Fahnen entwickelt, die auf Industrierobotern montiert sind. Die Fähigkeit der Maschinen, diese grenzenlos und ohne jegliche räumliche oder zeitliche Abweichung auszuführen, überträgt ihre analoge choreografische Aufgabe in das außergewöhnliche Gebiet des Absoluten und die Choreografie in eine ideale, aber maschinelle Isolation.

Die immersive Foto- und Klanginstallation »Black Flag« (2015) des spanischen Konzept- und Performancekünstlers Santiago Sierra dokumentiert das Aufstellen der schwarzen Flagge – des ikonischen Symbols der anarchistischen Bewegung – an den beiden extremsten Punkten der Erde, dem geografischen Nord- und Südpol. Mit dieser Aktion grenzt sich Sierra von nationalen Gesten der kolonialen Inbesitznahme ab. Das Hissen der schwarzen Flagge steht für den Künstler für den a-nationalen Anspruch des politischen Anarchismus und seine Skepsis gegenüber staatlichen Strukturen.

Das Video »Ombre indigène, part 2, Martinique« (2014) der in Brüssel lebenden Künstlerin Edith Dekyndt zeigt eine Fahne aus schwarzen Haaren. Im Sinne des einflussreichen Vordenkers der postkolonialen Kulturtheorie Édouard Glissant (1928–2011), auf den das Konzept der Kreolisierung und der Begriff des »archipelischen Denkens« zurückgehen, thematisiert die Arbeit die gegenseitige Durchlässigkeit und permanente Weiterentwicklung von Kulturen, Sprachen und Dingen. Die auf Martinique unweit der Begräbnisstätte des karibischen Schriftstellers, Philosophen und Essayisten entstandene Aufnahme der im Wind wehenden Haarsträhnen wurde im September 2022, acht Jahre nach ihrer Entstehung, weltweit bekannt. Als die iranische Protestbewegung die Szene als Symbol gegen das verpflichtende Tragen des Hijab aufgriff, ging das Video in sozialen Medien viral.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Stiftung A/POLITICAL und der Stiftung Forsythe.

Kuratiert von: Margit Ros, Philipp Ziegler
Kuratorische Assistenz: Laura Schmidt

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