Das vielschichtige Werk von Chia Amisola (geb. 2000, lebt und arbeitet in Manila, Philippinen) beginnt mit umfangreichen Recherchen und gipfelt in Websites, die sowohl als Medium als auch als Gegenstand der Erkundung dienen. Indem die Künstlerin in Performances durch diese Internetseiten navigiert, webt sie ein Netz aus ineinandergreifenden Erfahrungen, in diesem Fall die Geschichte zweier Jungen und ihrer Erfahrungen mit Klang. Sie taucht in die verborgenen Schichten und Archive des Internets ein und enthüllt dessen vordefinierte Konfigurationen, obskure Prozesse und intime Verbindungen innerhalb der digitalen Infrastruktur. Indem die Künstlerin diese Hypertexte als lebendige Ökosysteme begreift, weckt sie Assoziationen zur »Netzkunst« der 1990er Jahre und zeigt gleichzeitig, wie diese Plattformen heute vollständig in unsere Gesellschaft integriert sind.
Phantom Horizons
Das fortlaufende Filmprogramm Phantom Horizons präsentiert Arbeiten, die sowohl im Digitalen als auch im Analogen das Paradigma der Zentralperspektive hinterfragen und nach einer neuen Art der »Bedeutungsperspektive« suchen. Letztere war eine Entwicklung der altertümlichen und mittelalterlichen Malerei, welche die Größe von Figuren anhand ihrer hierarchischen Bedeutung festlegte. In der Weiterführung dieses Ansatzes mittels dekonstruktivistischer Ideen und den Möglichkeiten heutiger Filmerzeugung eröffnen die gezeigten Werke facettenreiche, bisher ungesehene Horizonte.
Kuratiert von Robert Seidel