Die Goldenen Zwanziger stehen für eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, kulturellen Wandels und gesellschaftlichen Fortschritts. Ihr Bild ist durch die Romantisierung des Nachtlebens in den Metropolen geprägt. Doch die Großstädte bilden nur eine Seite des gesellschaftlichen Lebens in der Weimarer Republik. In den landwirtschaftlich geprägten Provinzstädten war eine dekadente Lebensweise in dieser Form kaum vorstellbar.
Die Ausstellung zeigt anhand des Nachlasses des Hammenser Künstlers Theo Hölscher (1895–1966) eindrucksvoll wie die Menschen in der Provinz auf die Erneuerung in Kunst und Kultur reagierten.
Hölscher, in Hamm lebend und als Lehrer tätig, war unter anderem durch die Gründung und Verwaltung des Künstlerbundes »Junges Westfalen« (1927–1932) in der lokalen Szene gut vernetzt. Es gelang ihm eine beeindruckende Sammlung mit Werken seiner Künstlerkollegen wie Eberhard Viegener, Wilhelm Morgner oder Theodor Brün zusammenzutragen. Ihre Werke zeigen zentrale Merkmale des Zeitgeists wie den Typus »Neue Frau«, prächtiges Nachtleben und die Faszination für Industrie, jedoch auch ihre Kehrseite mit sozial-wirtschaftlichen Problemen und heimatbezogenen Themen. Highlights der Ausstellung sind die Werke von Lovis Corinth, Erich Heckel, Oskar Schlemmer und Karl Schmidt-Rottluff, die als Inspirationsquelle für westfälische Künstler dienten.
Das Projekt ist Ergebnis des durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft geförderten Forschungsvolontariats zur Aufarbeitung und Digitalisierung des Nachlasses und der Sammlung Hölscher.