Wellenmuster, Spiegelflächen, Lichtgeflimmer oder tanzende Körper! Die kunsthalle weishaupt zeigt in dieser Werkschau künstlerische Positionen aus der Sammlung Siegfried und Jutta Weishaupt, die Bewegung auf vielfältige Weise für uns sichtbar machen. Vom dynamischen Pinselstrich bis hin zu mechanisch bewegten Reliefs – statt Stillstand erfahren die Besucher:innen Impulse, Schwingungen und Lebendigkeit.
Die gezeigten Werke aus den Bereichen Zeichnung, Fotografie und Videokunst verdeutlichen dabei die Dynamisierung des starren, zweidimensionalen Bildes. In Jürgen Klaukes Fotoarbeiten werden durch Langzeitbelichtung Motivelemente verwischt. Die Bewegungsunschärfe dokumentiert die zeitliche Ausdehnung des fotografischen Augenblicks und die geisterhaften Lichtspuren führen zu einem Bildeindruck voll subtiler Lebendigkeit.
Dem gegenübergestellt sind Arbeiten von Robert Longo, dessen großformatigen Kompositionen das Medium der Fotografie lediglich als Vorlage dient. In monatelanger Arbeit zeichnet er eigene Schnappschüsse oder Zeitungsabbildungen in naturalistischer Manier ab. Den scheinbaren Widerspruch zwischen einer starren Zeichnung und dem Eindruck von Bewegung überwindet der amerikanische Künstler, indem er als Motiv einen Augenblick von besonderer dramatischer Spannung wählt.
In Werken der Op-Art geraten feste Linienformationen vor den Augen der Betrachtenden in Schwingung. Interferenzen führen zu Flimmereffekten und es scheint, als würde sich die zweidimensionale Fläche auf die Besucher:innen zubewegen. Diese irritierenden Formenmuster treten in Dialog mit Beispielen experimenteller Malerei. So durchzieht der englische Künstler Jason Martin mithilfe eines Metallkammes den dicken Ölauftrag seiner Bilder in einer fast tänzerisch anmutenden Bewegung. Seine Werke erinnern dabei trotz ihres hohen Abstraktionsgrades an dynamische Naturphänomene wie weiche Wellenbewegungen oder tanzende Sonnenstrahlen.
In der Kinetischen Kunst wird die statische Komposition durch elektromotorbetriebene Bildelemente ersetzt. Eindrucksvoll führen sie vor Augen, wie die tatsächliche mechanische Bewegung einmal langsam und stetig, einmal ruckelnd und zuckelnd Einzug hält in die Kunst des 20. Jahrhunderts.
Bewegung bedeutet in der Kunst aber auch Aktivierung des Publikums. So zeigt sich ganz besonders in den Arbeiten der ZERO-Gruppe, wie die Bewegungen der Betrachtenden optisch variable Erscheinungsbilder hervorbringen. Metallisch blitzende Spiegelreflexionen und vibrierende Bildflächen entstehen durch die Veränderung des eigenen Blickwinkels. Strukturen von Nylonfäden werden durch einen selbst erzeugten Lufthauch zu rhythmisch-dynamischen Wandinstallationen. Ein changierender Lichteinfall macht das Nagelfeld zum Schauplatz bewegter Kunst. Bewegung ist hier das kreative Prinzip, das die Grenze zwischen Kunstwerk und Betrachtenden auflöst.
Gezeigt werden Werke von Jürgen Klauke, Julio Le Parc, Robert Longo, Adolf Luther, Heinz Mack, Jason Martin, Jean Tinguely u. a.