Eine Ausnahmekünstlerin

Elfriede Lohse-Wächtler (Dresden 1899–1940 Pirna) zählt zu den wichtigen künstlerischen Stimmen des frühen 20. Jahrhunderts. Ihre dynamische, von Empathie getragene Bildsprache ist in der Kunst der Neuen Sachlichkeit ohne Vergleich.

Bereits mit sechzehn Jahren verlässt sie ihr Elternhaus, und ab 1918 ist sie als »Nikolaus Wächtler« in Dresdner Avantgardekreisen aktiv; zu den Freunden der eigensinnigen »Laus« gehören die Maler Otto Dix, Conrad Felixmüller und Otto Griebel, der Dichter Rudolf Adrian Dietrich und der Dadaist Johannes Baader. Von 1925 bis 1931 erlebt Lohse-Wächtler in Hamburg eine persönlich belastende, künstlerisch jedoch höchst produktive Zeit.

Elende Lebensumstände und eine gescheiterte Ehe führen zu psychischen Problemen und 1929 zu einem ersten Klinikaufenthalt. Ihrer labilen Verfassung trotzt die Künstlerin kraftvolle Werke ab. Selbstbewusst dringt sie dabei auch in Männerwelten und Sperrbezirke vor, malt im Hafen und auf St. Pauli. In rascher Folge entstehen atmosphärisch dichte Bordell- und Kneipenszenen, unkonventionelle Typenporträts und eindringliche Selbstbildnisse.

Elfriede Lohse-Wächtlers Geschichte der Selbstermächtigung endet mit Zwangshospitalisierung und staatlich legitimiertem Mord: 1940 wird sie im Rahmen der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Aktion T4 getötet. Wir widmen der Ausnahmekünstlerin eine umfassende Retrospektive mit annähernd 100 Werken. Anlass für diese erste Hamburger Einzelausstellung seit 1999 ist ihr 125. Geburtstag am 4. Dezember 2024.

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