Begleitend zur Eröffnungsausstellung des Archiv der Avantgarden »Archiv der Träume« wird im Albertinum eine kleine Auswahl von Gemälden präsentiert, in denen sich surrealistische Bildwelten verschiedenster Facetten auftun. Die Werke aus dem Bestand des Albertinum zeugen davon, dass ein surrealistisches Arbeiten als künstlerische Haltung jenseits einer engen kunsthistorischen Richtungsbezeichnung weit zu fassen ist und über Traum- oder Phantasiebilder hinaus reicht bis hin zu zeitkritischen Metaphern. Künstlerische Vorläufer des Surrealismus inspirierten das Werk des Dresdners Hans Grundig, für Heinz Lohmar war die Emigration nach Paris anregend und Richard Oelze entwickelte die wohl bekannteste deutsche Position des Surrealismus in Niedersachsen.  

Hans Grundig (1901–1958) war in der Mitte der 1920er-Jahre fasziniert von den metaphysischen Bildfindungen Giorgio de Chiricos. Er fand jedoch eigene Lösungen, um die gesellschaftlichen Spannungen in der Weimarer Republik zu thematisieren, so 1928 in der sowohl verdunkelten als auch vom Blitz erleuchteten, menschenleeren Stadtlandschaft »Gewitter«. In seinem Triptychon »Das Tausendjährige Reich« von 1935–38, ein Hauptwerk antifaschistischer Kunst, findet er Metaphern für die politische Indoktrination und den Irrsinn auf den Straßen im Zuge der Straßenkämpfe und des Erstarkens der NSDAP in den 1930er-Jahren.

Heinz Lohmar (1900–1976), war 1949 Protagonist des sogenannten Sozialistischen Realismus und Lehrer von Gerhard Richter. Er begegnete dem Schaffen bekannter französischer Künstler des Surrealismus ab 1933 im Zuge seiner Emigration nach Paris. Entsprechend nahe steht seine, das Verhältnis von Kunst und Realität thematisierende Komposition »Abschied von Paris« (1947) deren Werken. Die überlagerten und addierten Tier- und Sagengestalten in Lohmars »Übertier« von 1936 sind mit Blick auf sein linkspolitisches Engagement und seine Flucht gleichfalls als Zeitkritik zu lesen, weisen aber auch darauf hin, dass Lohmar ebenso die Werke von Max Ernst studiert hatte.

Richard Oelze (1900–1981), am Bauhaus geschult und 1926 bis 1929 in Dresden beheimatet, entwickelte noch konsequenter einen eigenen surrealistischen Stil, was ihm zu internationaler Bekanntheit als einem der Hauptvertreter einer deutschen Ausprägung des Surrealismus verhalf. Zwischen 1932 bis 1936 hatte er in Paris André Breton, Salvador Dalí, Paul Éluard und Max Ernst getroffen. Seine aus zahlreichen verschmolzenen Physiognomien gebildeten Motive, darunter eine Kommode mit sich öffnender Schublade, wurden als Wahnbilder und »Traummalerei« beschrieben, Dalí nannte ihn den »einzigen richtigen Surrealisten«.

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