Mit »You See Me And I See You« zeigt das Märkische Museum Witten eine Einzelpräsentation der Künstlerin Freya Hattenberger und führt die Auseinandersetzung mit der Repräsentation weiblicher Sichtweisen in der Kunst fort.
Durch die Linse betrachtet befragt Freya Hattenberger die Darstellung von Körperlichkeit und Verhalten. Sie spielt mit den komplexen Perspektiven und Blickbeziehungen, die in der fotografischen Darstellung von Menschen entstehen. Ihre Fotos sind sorgfältige Inszenierungen vor der Kamera, bei denen das Verhältnis von Körper, Aktion und Raum im Zentrum steht. Diese performativen Aufnahmen wirken als Vehikel für Momente der Selbstbesinnung und innerer Auseinandersetzung und bieten augenzwinkernde Anspielungen auf allgemein gültige Lebensrealitäten.
Für den Hauptraum im Altbau des Museums entwickelte die Künstlerin neue Arbeiten mit analoger Fotografie. In diesen Werken wird der (weiblich gelesene) Körper weit über die bloße Darstellung hinaus zum Aktionsfeld und Reflexionsraum. Freya Hattenberger inszeniert ihren eigenen Körper in ironisch-nachdenklichen Situationen, die zur Diskussion von gesellschaftlichen Strukturen und Mechanismen einladen. Somit überprüft sie Fragen von weiblicher Identität und Repräsentation, Sinnlichkeit und Erfahrung.
Wenn ein Lichtstrahl aus einem Medium in ein anderes übergeht, ändert er gewöhnlich seine Richtung. Ein Foto hält einen Moment fest, der durch das enge Objektiv einer Kamera eingefangen wird, wodurch andere Wirklichkeiten außerhalb dieses Ausschnitts oft ignoriert werden. Paradoxerweise kann eine Fotografie jedoch ungesehene Aspekte erfassen und auf Phänomene jenseits des Rationalen und Sichtbaren hinweisen.
Freya Hattenberger verfolgt mit ihrer Rauminszenierung das Ziel, die Betrachtenden körperlich in den Aktions- und Bildraum einzubeziehen und das Museum als physisch-sinnlichen Raum neu zu erschließen.
Zusätzlich entwickelt Freya Hattenberger eine Live-Performance für den Ausstellungsraum, bei der die Besuchenden eingeladen werden, sich zur Thematik der Ausstellung partizipativ auf einen Perspektivwechsel »von Angesicht zu Angesicht« einzulassen. Denn zur (Selbst-)Wahrnehmung ist stets eine Beziehung zur Welt notwendig.
Freya Hattenberger (*1978) lebt und arbeitet in Köln. Sie studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln sowie Fine Arts am Sandberg Institut, Amsterdam. Ihr künstlerischer Fokus liegt auf der Darstellung und Erforschung meist weiblicher Identität und Erfahrungswelt. Ausgehend von der klassischen analogen Fotografie über das digitale Bild bis zum Bewegtbild bezieht Freya Hattenberger auch Sound, Performance und Installation in ihre Arbeiten mit ein. Sie wurde mit zahlreichen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium sowie dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.