Wer nicht genug von den meist ernst blickenden Frauen auf den Bildern Grace Weavers bekommt, darf sich freuen: Die Sammlung Stadler umfasst genügend Werke, um den Ausstellungsraum ab Februar 2024 neu zu hängen. Neben neuesten Gemälden finden sich überraschende Papierarbeiten, u. a. Collagen, die erstmalig ausgestellt werden.
Sie sind jung, dynamisch und ständig beschäftigt: Die Protagonistinnen von Grace Weaver – überwiegend sind es Frauen – kommen uns sehr vertraut vor. In meist satten Farben und mit schwungvollen Linien malt und zeichnet die Amerikanerin alltägliche Szenen eines weiblichen, urbanen Kosmos. In einem Ausstellungsraum zeigt das Neue Museum mit rund 20 Werken aus der Sammlung Stadler einen breiten Überblick über Weavers Schaffen seit 2019.
Sinnbilder einer jungen, modernen Welt
Ihre Werke erzählen Geschichten von Freundschaft und Verbundenheit und schildern das Miteinander von jungen Menschen beim Sport, beim Feiern oder Einkaufen. Sie zeigt die Kommunikation über das Smartphone genauso wie während der gemeinsamen Autofahrt. Wenn die Künstlerin einzelne Figuren ins Blickfeld nimmt, interessiert sie sich für alltägliche Rituale oder Momente der Konzentration und Inspektion. Dass die immer wiederkehrenden jungen Frauen mit ihren langen Haaren viel Zeit auf Selfcare verwenden, schöne Kleider tragen und ganz offensichtlich voller Selbstvertrauen sind, lässt sie zu Sinnbildern einer modernen, urbanen Welt werden. Das meint jedoch nicht, dass diese Figuren sorglos und ohne Probleme wären. Meist schauen die Protagonistinnen sogar ernst oder etwas angestrengt und die Bilder lassen offen, wie sich die Situation weiterentwickeln könnte.
Dynamischer Stil
Grace Weaver baut ihre Werke flächig auf, und ihre Personen zeichnen sich durch einen kubischen Körperaufbau aus. Die Zeichnung ist für sie ebenso wichtig wie die Malerei. So zeigt die Ausstellung neben zahlreichen Ölgemälden auch Aquarelle, Gouachen und Kohlezeichnungen. Gerade bei Letzteren gelingt es der Künstlerin, die Dynamik der Szene durch Übermalungen und Verwischungen weiter zu steigern. Im Jahr 2021 veränderte sie ihre Technik, kam ab von den klaren Konturen und verwendete mehr dunkle und abgemischte Farben. Trotzdem bleibt ihr Figurenstil stets wiedererkennbar. Deutlich sind auch ihre Bezüge zur Kunstgeschichte, wie Henri Matisse, Fernand Léger aber auch Pablo Picasso.
New York und Deutschland
Grace Weaver ist 1989 in Vermont in den USA geboren und lebt mittlerweile in New York. In Deutschland wurde sie in musealen Einzelausstellungen in Oldenburg und Erlangen (2019) sowie in Reutlingen (2017) gezeigt. Zur Sammlung Stadler, aus der alle Leihgaben stammen, zählt ein großes Konvolut aus allen Werkphasen der Künstlerin.