2023 jährt sich der Todestag Pablo Picassos zum 50. Mal. Der Blick auf Leben und Werk des Künstlers hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder gewandelt. In Folge der MeToo-Bewegung wird in der jüngeren Vergangenheit verstärkt die Beziehung des Spaniers zu Frauen in den Fokus gerückt. Aus einer feministischen Perspektive heraus betrachtet lässt sich durchaus fragen, ob die Inszenierung und Zelebrierung Picassos als »Genie« eine grundlegende Hinterfragung dessen misogyner Einstellung vereitelt und ob es nicht an der Zeit ist, diese auch in Ausstellungen zu thematisieren. Gerade im Falle von Picasso ist das Thema von besonderer Relevanz. Schließlich sind bei ihm Leben und Werk auf Engste miteinander verknüpft. Sollten also Werke wie »Minotaurus eine Frau vergewaltigend« heute noch ohne Kommentierung in Werkschauen gezeigt werden oder muss stattdessen stärker auf Picassos problematischen Umgang mit seinen Geliebten und Ehefrauen eingegangen werden?

Diese Fragen sowie das Jubiläumsjahr zum Anlass nehmend hat das Kunstmuseum Heidenheim die Künstlerin Hannah Cooke eingeladen, Werke und eine Ausstellung hierzu zu konzipieren. How to Face Picasso stellt sich der Herausforderung einer jungen, weiblichen Kommentierung des Jahrhundertkünstlers. Für die Schau entwickelte Cooke fünf textile Arbeiten, die sogenannten Red Flags. In komprimierter Form verweisen die genähten Werke auf Anekdoten in Picassos Leben oder sind sinnlich-ästhetische Annäherungen an einen möglichen Perspektivwechsel. Dass Cooke als Medium das Textile wählte, ist kein Zufall. Zum einen wird dieses häufig mit dem Weiblichen assoziiert. Es gehört aber auch zu den künstlerischen Techniken mit denen sich Picasso nie bewusst beschäftigt hat, wodurch sie nicht in Konkurrenz mit dessen anderen Werkstoffen treten. Des Weiteren erlauben die Red Flags auch eine andere Präsentation als es die Plakate- und Druckgrafiksammlung des Kunstmuseum bieten. Frei von der Decke hängend lassen sie die Wände, an denen bisher Picassos Werke hängen, frei. Das Freilassen von Wänden ist auch in anderer Weise ein Thema der Schau. Denn neben den eigenen Werken setzt Cooke auch mit einem eigenen kuratorischen Konzept ein Statement.

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