Ineinander verknotet, verschlungen, umklammert – so stellt Hans-Hendrik Grimmling sein Thema, das menschliche Drama der Existenz, den Kampf, die Tragödie immer wieder dar. Es sind die Menschen, die miteinander ringen, die leiden, die verzweifeln und die Hoffnung schöpfen, die ihn interessieren. Für Grimmling ist Kunst kein Beiwerk, sondern etwas Universelles, etwas dringend Notwendiges. »Es sei die Rettung vom Leben«, so sagt er.
Die Ausstellung fragt nach den Grundlagen seiner Malerei, dem Ursprung der malerischen Prozesse, die aus Farben Formen entstehen lassen, sowie nach der Kraft, die sich in seinen Bildern ausdrückt. Mit nur wenigen Farben, vor allem Schwarz, Rot, Gelb und Weiß, bewegt sich Grimmlings Werk zwischen figürlicher Darstellung und Abstraktion. Die kräftige Rhythmik der Formen fügt sich immer von neuem zu typischen Motiven wie Kopf, Hand, Vogel und Knoten und veranschaulicht die zerbrechliche Seite des Menschen. Zugleich sind seine Bilder Refugien, Momente der Fixierung.
Ausgehend von einigen wichtigen Frühwerken des Malers aus dem Anfang der 1980er Jahre widmet sich die Ausstellung in vier großen Kapiteln dem Gesamtwerk des Künstlers. Aus dem umfangreichen Werkkomplex der Knoten (1990er) und der Werkgruppe Deutscher Alltag (2007) über die stark von Gesten geprägten Bilder der 2000er Jahre bis in die Gegenwart spannt sie den Bogen von den frühen Motiven über die Abstraktion bis zu den wiederkehrenden Vogel- und Maskenbildern der Jahre 2017–2024.
Hans-Hendrik Grimmling (*1947 in Zwenkau bei Leipzig) gehörte 1984 zu den Initiatoren des legendären 1. Leipziger Herbstsalons, einer Ausstellung, welche als Meilenstein der unangepassten DDR-Kunstgeschichte gilt. Grimmling reiste 1986 im Zusammenhang mit den Repressionen um den »Herbstsalon« nach West-Berlin aus. Ab 2001 lehrte er dort an der Berliner Technischen Kunsthochschule, von 2006 bis zur Emeritierung 2017 als Professor.