Zum 50-jährigen Jubiläum des Künstlerhauses Bethanien zieht Ingo Gerken eine persönliche Essenz aus den Regalen der hier beheimateten Bibliothekssammlung und kombiniert eine Auswahl historisch gewordener Publikationen mit aktuell vor Ort gefundenen Objekten. Durch die bildräumliche Verschränkung von trivialen Gegenständen und katalogisierten Kunstabbildungen verschieben sich die freien Kräfte auf der Referenz- und Werteskala. Rekonstruktion und Dekonstruktion der hauseigenen Institutions- und Kunstgeschichtsschreibung liegen nur ein Augenzwinkern voneinander entfernt. Kollektives Bilderwissen wird exemplarisch aus dem Archiv geholt und aktiviert, nicht um sich zu erinnern, sondern um sich zu öffnen und messen zu lassen an einer realen (skulptural gedachten) Gegenwart.
Ingo Gerken (*1971 in Lippetal) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte 1995–2000 Freie Kunst an der Muthesius-Hochschule in Kiel und Environmental Art an der Glasgow School of Art. Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet (u.a. Stiftung Kunstfonds, Akademie der Künste, Neuköllner Kunstpreis) und in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Teilnahmen an Biennalen und Residenzprogrammen, u.a. Havanna, Moskau, Johannesburg, Bangalore, Kolkata. 2005 Mitbegründer des Berliner Diskurs- und Aktionsraums WestGermany / Büro für postpostmoderne Kommunikation. Seine Interventionen, Skulpturen und Fotografien verweigern sich einer festen Materialität und plädieren eher für den pur verdichteten Moment. 2022 veröffentlichte er im Hatje Cantz Verlag das fortlaufende Archivprojekt OFFENES BUCH, das sich künstlerisch-konzeptionell mit (de-)konstruktiven Methoden der (Re-)Präsentation von Kunst in Werkabbildungen und Kunstpublikationen auseinandersetzt.
Einzelausstellungen (Auswahl): MZIN / Museum der bildenden Künste Leipzig (2023), Galerie Daniel Marzona, Berlin (2022), Kunstverein Ingolstadt (2022), Mezzaterra Gallery, Belluno (2021), Galerie Oel-Früh, Hamburg (2020), Europäischer Monat der Fotografie, Berlin (2020)