A Model: Epilogue
Im Rahmen der Gruppenausstellung A Model wurde Jason Dodge (1969, Newtown, Pennsylvania) eingeladen, einen Epilog für diese Show zu konzipieren. Tomorrow, I walked to a dark black star wird als Einzelausstellung innerhalb einer Gruppenausstellung oder als zusätzliche Ebene zu einer bereits bestehenden Ausstellung realisiert.
Ein Epilog ist eine Rede oder ein Text, der am Ende eines Theaterstücks oder eines Buches eingefügt wird und eine kurze Aussage über das enthält, was den Protagonisten nach dem Ende des Stücks oder Buchs passiert. Als Epilog wird die Ausstellung zugleich zum Medium, zum Objekt und zum Subjekt, die zusammenarbeiten, um zu ergründen, wie wir die Dinge wahrnehmen um sie anschließend zu verändern. Dieser ungewöhnliche Weg, die Ausstellung eines Künstlers in einer bereits bestehenden Ausstellung zu zeigen, erlaubt es, die Möglichkeiten einer Gruppen- wie auch die einer Einzelausstellung auszuloten, während gleichzeitig ihre Ideen gestört und erweitert werden.
Jason Dodge interessiert sich für die Landschaft, die wir sehen und für die Landschaft unseres Lebens, für das, was wir haben, und das, was wir denken, für die, mit denen wir uns verbinden und für all jene, von denen wir uns distanzieren – die Dinge, die diese Arbeit beeinflussen, stammen direkt aus der Landschaft, die wir zusammen geschaffen haben. Denken Sie an eine Tasche, die irgendwann einmal ausgeleert wird: Spuren eines Teiles unserer selbst können gesehen werden in den Papieren, in Münzen, in einer Eintrittskarte für etwas, im Staub ‒ als Beweis dafür, dass Sie gelebt haben.
Die Dinge und Spuren, die Dodges Werk ausmachen, erinnern uns daran, dass Körper und Geist nicht getrennt voneinander sind. Genauso wie unsere Körper Teil anderer Systeme und Organismen und mit anderen Körpern verbunden sind. Dodge inszeniert eine gemeinsame Erfahrung, in der Ursache und Wirkung, Berührung und Loslassen einen Kreislauf darstellen. Diese vertrauten, beizeiten marginalen Überreste werden uns durch die Gesten des Künstlers fremd. Die Ausstellung Tomorrow, I walked to a dark black star untersucht die Sprache, die in vorhandenen Dingen enthalten ist, und hinterfragt, wie wir sie immer wieder verwandeln.
Für den Künstler existieren die Dinge immer in der Gegenwart. Während wir unserer Beziehung zu etwas, das für uns einen Wiedererkennungswert hat, durchaus nachspüren können, können wir nie die ganze Geschichte dieses Objekts kennen. Der Titel Tomorrow, I walked to a dark black star, eine Zeile aus einem Gedicht von Alfred Starr Hamilton (1914–2005, Montclair, New Jersey) ist auch ein Zufallsfund des Epilogs. Der sprachliche Widerspruch zwischen Futur und Vergangenheit unterstreicht Dodges Neigung, fest gefügte Dinge zu stören. Wo ist die Grenze zwischen dem, was der Künstler und dem, was wir getan haben?
Biografie
Die Werke von Jason Dodge (1969, Newtown, Pennsylvania) wurden seit Ende der 1990er-Jahre in Galerien, Museen, auf Biennalen, in Kunstzentren und Kunsträumen gezeigt. Seine Arbeiten befinden sich in mehreren öffentlichen Sammlungen. 2012 gründete Dodge das Lyrik-Imprint Fivehundred places, das er noch immer herausgibt. Kürzlich präsentierte er die Einzelausstellungen Cut a Door in the Wolf, MACRO, Rom (2021) und die sechsteilige Show They lifted me into the sun and packed my empty skull in cinnamon, die im Akwa Ibom, Athen; im Kunstraum Guimarães, Wien; bei den MOREpublishers mit Gevaert Editions, Brüssel; in der Galleria Franco Noero, Turin, und im Kunstraum Gern en Regalia, New York (2020) zu sehen war; auf dem Höhepunkt der Pandemie wurde jede Ausstellung von mehreren Künstlern wie Eva Barto, SoiL Thornton und Giorgio Griffa kuratiert. Andere Einzelausstellungen sind: Jason Dodge with Ishion Hutchinson: The Broad Church of Night im Neubauer Collegium for Culture and Society, kuratiert von Dieter Roelstraete, Chicago (2018); Water Paper Cut, Schinkel Pavillon, Berlin (2017); Behind this machine anyone with a mind who cares can enter, IAC – Institut d’Art Contemporain de Villeurbanne (2016). Dodge co-kuratierte die Präsentation Enemy of the Stars mit Krist Gruijthuijsen im KW Institute, Berlin (2017). Seine Arbeit war vor Kurzem in The Collection for the 21st Century im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin (2023) und in Gruppenausstel-lungen im Castello di Rivoli, Museo d’Arte Contemporanea, Turin (2020); im Hammer Museum, Los Angeles (2018); und im MIT List Visual Arts Centre, Cambridge, USA (2017) vorgestellt. Der Künstler lebt auf der Insel Møn.
Kurator:innen:
Bettina Steinbrügge mit Sarah Beaumont, Clément Minighetti und Joel Valabrega
Die Ausstellung wird unterstützt von:
Banque Degroof Petercam Luxembourg