Die Künstlerin Jenny Michel (*1975 in Worms; lebt und arbeitet in Berlin) nimmt uns mit in vergangene Utopien und verweist mit ihren ästhetischen Gebilden gleichzeitig auf das dystopisch Zukünftige. Informationen aus vergangener Zeit überwuchern die Oberfläche der Welt: Texte sind nicht mehr lesbar, Datenspeicher werden zu nutzlosem Material, ausgediente Bibliotheken werden zu rätselhaften Ruinen fragmentierten Wissens.
Jenny Michels Kunst spricht Intellekt und Gefühl gleichermaßen an. Ihr Medium ist das der Collage, obgleich es sich um Zeichnungen, Skulpturen, Wand- oder Rauminstallationen handelt. Jenny Michel hat sich den Materialien Papier und Holz verschrieben, die von hoher haptischer Qualität sind. Scheinbar Alltägliches und Abfall werden zum Baustoff ihrer künstlerischen Manifestationen. Über Jahre hinweg ist so ein dichtes Werk entstanden, das eine Gegenerzählung zu den dominierenden Narrativen der Wissenschaft bildet.
Das Kunstmuseum Villa Zanders zeigt Jenny Michels erste Einzelausstellung in Nordrhein-Westfalen. Die Ausstellung umfasst Werke und Werkgruppen der letzten zehn Jahre, darunter die Paradise Vehicles, die wie Schiffswracke oder Technikruinen im Ausstellungsraum gestrandet sind. In der Arbeit Fallen Gardens wird die Hierarchisierung und die Festsetzung von Wissen durch Umkehr in das Gegenteil anschaulich. Ein abfallender Strom aus Klebstreifen, auf die die Künstlerin Zeile für Zeile ganze Bücher überträgt – und damit die Originale auslöscht – entleert das Wissen im Raum, von der Decke bis zum Boden. In der neuesten, raumgreifenden Installation Leaves of Eden vs. Fleurs du Mal fungieren die von Plakatwänden gesammelten bunten Klebestreifen als raumgreifendes Netz und Träger für die organisch anmutenden hängenden und liegenden Objekte.
Eröffnung: Freitag, 26. Juli 2024, 18 Uhr
Grußwort: Frank Stein, Bürgermeister
Einführung: Dr. Ina Dinter, Leiterin Kunstmuseum Villa Zanders
Musik: Singer-Songwriter Jakob Dobers spielt Songs seines Albums »Der Rest vom Licht«
Die Künstlerin ist anwesend.