Jill Kiddons Plastiken und raumgreifenden Installationen wirken wie Relikte unserer Gegenwart, die in ihrer Materialität nicht nur die Dualität von Mensch und Natur, sondern auch die von Schöpfung und Zerstörung vereinen. Durch so unterschiedliche Materialien wie Aluminium, Beton und Erde, Kunststoff, Kabel, ausrangierte Kleidungsstücke oder getrocknete Blumen werden diese Dualitäten greifbar. Kiddon schafft filigrane Konstruktionen, die sie in einer fragilen Balance hält. Wie eine Archäologin spürt sie den Spuren unserer Zeit nach, gießt sie in verschiedenen Materialien ab, kombiniert oder verfremdet sie und formt so poetische Körper, zu denen wir unsere eigene Existenz wie von selbst ins Verhältnis setzen.
Für ihre Ausstellung Lux Ore in den Schaufenstern junge Kunst hat Jill Kiddon zwei aufeinander bezugnehmende Installationen entwickelt, welche die eng miteinander verwobene Beziehung zwischen natürlichen Ressourcen und technologischem Fortschritt als Ausgangspunkt nehmen, und sowohl unsere Abhängigkeit von Energie als auch unseren unstillbaren Hunger nach ihr hinterfragen. Die Arbeiten sind Ausdruck von Kiddons Interesse an der Materialbeschaffenheit der sogenannten kritischen Metalle – die unverzichtbaren Rohstoffe dieses Fortschritts. Insbesondere stehen auch die Prozesse im Fokus, die existentiell für das Funktionieren unseres Alltags sind: die Fähigkeit der Mineralien Energie zu speichern, zu leiten und auszutauschen.
Jill Kiddon, 1987 in Silver Spring, USA, geboren, studierte bis 2014 Bildende Kunst an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe und war Meisterschülerin bei Prof. Marijke van Warmerdam. Mit ihren Installationen und Skulpturen war sie bereits in vielen Ausstellungsprojekten vertreten, u.a. im Kunstverein Freiburg (2014), in der Berliner Projektgalerie +DEDE (2020) oder in der Simultanhalle Köln (2022). Im Jahr 2023 gewann sie den Kallinowski-Preis, der jährlich an eine Absolventin oder einen Absolventen der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe vergeben wird. Jill Kiddon lebt und arbeitet in Berlin.