Was ist die Zukunft? Wie stellen wir sie uns vor? Wer wird die Welt in 80 oder 100 Jahren bewohnen? Wie können wir einen Dialog mit einer Zeit führen, in der es uns nicht mehr geben wird? Was vermachen wir den Menschen, die noch nicht geboren sind? Die Texte der Frauen mit Migrationshintergrund, die heute in Deutschland leben, werden zum Mittelpunkt einer politischen und sensiblen Reflexion über ihre eigene Welt, die sie hinterlassen wollen. Sie schreiben Briefe an ein Morgen, das sie nicht kennen. Wir wissen nicht, wer sie lesen wird oder ob sie überhaupt gelesen werden: Menschen, Bots, Außerirdische.
Jeder Brief ist eine Spur, die nach vorne geworfen wird, ein möglicher Archivgegenstand in einem zukünftigen Museum der Vergangenheit. Archive aus Stoffen, Gegenständen, Worten. Vier persönliche Stücke, die Teil eines größeren Mosaiks sind. Diese Frauen öffnen ihre Welt für die Welt.
Der Ausstellungsraum ist ein Ort des Angebots, in dem Textilien und verschiedene Materialien zu Symbolen des Widerstands werden und stärken, was unscheinbar erscheint. Alles kann Bedeutung tragen. Alles passt in ein Museum, oder? Es hängt von den Augen ab, die betrachten, und den Köpfen, die entschlüsseln. Jede:r ist eingeladen, die Briefe zu lesen und sie mitzunehmen. Dieses Mal sind die Briefe für uns in der Gegenwart geöffnet. Heute. Jetzt.
Die interdisziplinär arbeitende kubanische Künstlerin Karina Pino war 2022/23 Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude. Die Briefe stammen von ihr sowie Nur Alamir, Marielvis Calzada und Elham Kanaani.