Im Gegensatz zur digitalen Bilderflut zeigt das alte Medium Holzschnitt Rückgrat: Holzschnitt ist kraftvoll, klar und direkt. Jeder Schnitt ist eine Entscheidung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts feierten ihn die Expressionisten als experimentelles Ausdrucksmittel. Vor allem Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), der Mitbegründer der Künstlergemeinschaft Die Brücke, sah seine Druckgrafik der Malerei ebenbürtig. Im Holzschnitt kommen viele seiner Handabzüge Unikaten gleich.

Die Ausstellung zeigt rund 180 hochkarätige Holzschnittwerke von Ernst Ludwig Kirchner und bietet einen tiefen Einblick in sämtliche Schaffensphasen. Zu sehen sind eindrucksvolle, teils großformatige Blätter, darunter viele komplexe Farbholzschnitte. Kirchners Akte, Portraits, Stadtbilder und Landschaften erzählen von den Grundbefindlichkeiten menschlichen Seins, von Begehren, qualvoller Einsamkeit und dem Wunsch nach Gemeinschaft, von Angst und Gewalt und der Sehnsucht nach Ruhe und Frieden.

In ihrer Motivik und Ausdruckskraft sind Kirchners Holzschnitte Inspiration für zeitgenössische Künstler:innen. Somit fragt die Ausstellung auch nach dem Hier und Heute des Holzschnitts.
Benjamin Badock (*1974, Chemnitz), Gabriela Jolowicz (*1978, Salzgitter) und Thomas Kilpper (*1956, Stuttgart) widmen sich ausschließlich dem Holzschnitt. In einer lustvollen und kritischen Auseinandersetzung mit Kirchner entwickeln sie raumgreifende Installationen, die wiederum aufnahmefähig für Werke Kirchners sind.

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