»kollabor« ist das neue Angebot für kleine Kinder und ihre erwachsenen Begleitpersonen: ein Raum, in dem Kunst für Kinder greifbar wird.
Kleine Kinder begreifen die Welt mit allen Sinnen, mit Händen und Füssen – Wahrnehmungsweisen, die in Museen gewöhnlich nicht erlaubt sind. Im Seitenlichtsaal wird für diese Bedürfnisse ein Ort eingerichtet, der den Jüngsten (von 0 bis 4 Jahren) Begegnungen mit Kunst und freies kreatives Spiel ermöglicht.
Dreh- und Angelpunkt dieses Raumes ist die Skulptur Civilian Defense Vaduz des amerikanischen Künstlers Dan Peterman. Das im Seitenlichtsaal installierte Kunstwerk lässt sich anfassen und (ohne Schuhe) begehen. Es kann zum Versteck oder Versammlungsort werden. Darum herum finden sich Materialien, die zum Spielen und Erkunden einladen.
Frühe ästhetisch-kulturelle Erfahrungen und Bildungserlebnisse sind für die Entwicklung des Kindes von grosser Wichtigkeit. Mit dem kollabor leistet das Kunstmuseum Liechtenstein einen Beitrag zur ästhetischen Bildung im Feld der Bildenden Kunst und damit zur Umsetzung der UN-Kinderrechte ab der frühen Kindheit.
Der Name »kollabor« trägt ein weiteres Hauptanliegen des Museums mit: kollaborative Prozesse zu ermöglichen und anzuregen. Das bedeutet, mit Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen zusammenzuarbeiten, voneinander zu lernen, sich auf Experimente mit offenem Ausgang einzulassen. Die Inhalte und Nutzungsformen des kollabor entstehen in einem kollaborativen Lern- und Arbeitsprozess mit Kindern, ihren Begleitpersonen, Kunstschaffenden, Kunstvermittler:innen und Pädagog:innen.
Bisher wirken mit: Kinder aus der Kita Villa Wirbelwind mit ihren Betreuerinnen und das Team der Kunstvermittlung (Simon Egger, Simone Fiorillo, Beate Frommelt, Elena Hohl, Susanne Kudorfer). Wichtige Anregungen erfuhren wir von: Marlen Jehle vom Eltern Kind Forum, der Montessori-Pädagogin Monika Nather, den Pikler-Pädagoginnen vom Storchennest Grabs und vom SpielRaum Schaan, Karin Kraus von Lapurla, Anna Beck-Wörner von der Kunsthalle Ziegelbrücke und der Autorin Anna Ospelt.
Das Projekt wird unterstützt durch die Binding Stiftung.
Dan Peterman, Civilian Defense Vaduz, 2023
Der Künstler Dan Peterman (*1960 in Minneapolis, USA, lebt und arbeitet in Chicago) ist in der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein mit mehreren Werken vertreten. Auf Einladung des Museums ist in enger Zusammenarbeit mit dem Team der Kunstvermittlung die Skulptur Civilian Defense Vaduz realisiert worden.
1000 mit Sand gefüllte Stoffsäcke werden auf dem Boden ausgebreitet und zu einem Wall gestapelt. Es entsteht ein begehbarer Raum im Raum, der einen Versammlungsort schafft und an ein Nest oder eine Schutzzone erinnert. Erstmals realisierte Peterman Civilian Defense 2007 für die Sharjah Bienniale in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Werk wurde vom Van Abbemuseum in Eindhoven angekauft.
Für die Vaduzer Version entwickelte Peterman eine neue Form der Skulptur. Er wählte Möbelstoffe aus Lagerbeständen von Tisca in Appenzell aus, die von Mitarbeitenden der Abteilung Textrina des Heilpädagogischen Zentrums hpz genäht wurden. Das Team der Museumstechnik füllte die Säcke mit ca. 20 Tonnen Sand. Das Material und die Muster der Stoffhüllen erwecken einen häuslichen Eindruck. Gleichzeitig erinnert die Bauweise an Absperrungen gegen Angriffe oder Überschwemmungen. Zwischen öffentlichem und privatem Raum bildet das Werk im Seitenlichtsaal des Kunstmuseums einen Begegnungs- und Rückzugsort, den Besuchende individuell oder als Gruppe einnehmen können.