In einer Assemblage aus eigenen und gefundenen Fotografien, Berichten, Zitaten, Videos und Artefakten widmet sich die katalanische Künstlerin Laia Abril (*1986) in ihrer umfassenden Recherchearbeit On Rape – And Institutional Failure dem Thema der strukturell ermöglichten Vergewaltigung. Über verschiedene Zeithorizonte, Kulturpraktiken und Medien hinweg, zeichnet sie die Normalisierung misogyner Denk- und Handlungsweisen in Gesellschaft und Politik nach, ohne dabei auf explizite Darstellungen sexualisierter Gewalt zurückzugreifen.
Der Ausgangspunkt für Laia Abrils Untersuchung war ein Vergewaltigungsfall in Spanien, der 2018 auf der Höhe der #MeToo-Bewegung landesweite Proteste auslöste. Fünf Männer, die eine junge Frau brutal vergewaltigt hatten, wurden anschließend gegen eine Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen. Verurteilt wurden sie später nicht für den Tatbestand der Vergewaltigung, sondern für das mit geringerer Strafe geahndete Delikt des sexuellen Missbrauchs. Im Licht des Aufschreis gegen ein fehlerhaftes und frauenfeindliches System geht Laia Abril der Frage nach, wie ein solch institutionelles Versagen möglich wurde – und welche historisch tradierten Grundüberzeugungen, kulturellen Prägungen, Mythen und Gesetze dazu führen, dass Machtdynamiken und Abhängigkeitsverhältnisse bis heute aufrechterhalten und Täter:innen geschützt werden.