Im Ethnologischen Museum Berlin befinden sich rund 10.000 Objekte, die dem Gebiet des heutigen Tansania zugeschrieben werden. Ein großer Teil der Objekte wurde in der Zeit der deutschen und britischen Kolonialherrschaft – oft gewaltvoll – angeeignet. Die Werkstattausstellung erinnert und betrachtet die Objekte des Museums und ihre Geschichten neu: Wem und wohin gehör(t)en die Objekte, die sich heute im Museumsdepot befinden? Welche Geschichten haben sie, welche wurden bis heute nicht erzählt oder ignoriert? Sollten diese Objekte heute noch in Berlin ausgestellt werden? Und welche Leerstellen begegnen uns in der Auseinandersetzung mit diesen Themen, was bleibt verborgen?
Die problematische kolonial-rassistische Vergangenheit der Objekte wird in mehreren Sektionen thematisiert. So stehen in der Ausstellung vier Vitrinen, in denen statt Originalobjekten aus der ehemaligen Kolonie »Deutsch-Ostafrika« »Stellvertreter:innen-Objekte« u.a. von zeitgenössischen Künstler:innen zu sehen sind. Sensible Objekte erfahren so eine Sichtbarkeit und neue zeitgemäße Annäherung. Auch Leerstellen und Lücken – in Archiven, in der Geschichtsschreibung – werden sichtbar gemacht: Ihre Spur wird durch leere Textfelder und pinkfarbene Flächen verdeutlicht.
Diese Ausstellung ist eine Auseinandersetzung des Berliner kuratorischen Teams mit sensiblen Objekten aus Tansania nach Beratung durch ein Team von Critical Companions. Sie versteht sich als Vorbereitung für ein kollaboratives Projekt und soll in eine gemeinsam mit dem National Museum of Tanzania kuratierte Präsentation münden. Im Zeitraum der Laufzeit werden Sichtweisen verschiedener Kooperationspartner:innen und neu erarbeitete Forschungsergebnisse des kuratorischen Teams in die Ausstellung integriert.