Ernst Barlach Preis 2023

Seit 1995 vergibt die Ernst Barlach Gesellschaft in unregelmäßigen Abständen den Ernst Barlach Preis für Bildende Kunst, um auf besonders innovative künstlerische Positionen aufmerksam zu machen.

Leon Löwentraut wurde am 15.02.1998 in Kaiserslautern geboren und lebt heute in Düsseldorf. Seine Werke und seine stark medienbasierte öffentliche Kommunikation werden von der traditionellen Kunstkritik bisher wenig beachtet. Die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg zeigt mit der Vergabe des Ernst Barlach Preises 2023 an Leon Löwentraut, dass es Zeit ist für einen Blickwechsel.

Leon Löwentraut zeigt den modernen Menschen in seiner ganzen Isolation und Zersplitterung. Und diesen Menschen macht er zugleich auch zu einem großen Geheimnis. Seine Darstellungen von robotischen Gestalten wirken wie Nachrichten aus einer fernen, rätselhaften Welt. Sie sind apokalyptisch und utopisch zugleich, sie schwanken zwischen gestisch, gegenständlich, abstrakt, ornamental und provozierend farbexplosiv.

Mit ihrem widersprüchlichen Versprechen auf Einzigartigkeit inszeniert Löwentraut seine Kunst als Teil der virtuellen Realität. Zugleich übersteigert er in Liveacts und Social Media Kampagnen die Öffentlichkeit des Privaten. Er spielt mit der Idee, dass das vermeintlich Einmalige, Echte und Authentische wiederum selbst nur eine Konstruktion und allein seine Kunst ein vielleicht letzter, begehrenswerter Schutzraum ist. Darin erscheinen die Figuren häufig abgelenkt und flüchtig, grotesk und ungeschickt, zerbrechlich, filigran und nicht selten ängstlich.

Löwentrauts Figuren sind gefangen in einer Flut von Bildern, Zeichen und Symbolen, die ihre Bewegungsfähigkeit und Fluchtmöglichkeit beschränken. Oftmals wirken sie wie maskierte Einsame in einem überfüllten Raum. Dieses Gefühl von Einsamkeit inmitten der Unüberschaubarkeit ist Ausgangspunkt für das künstlerische Schaffen von Leon Löwentraut. Damit berührt er einen Nerv der Gegenwart und begeistert besonders jüngere Menschen für seine Kunst.

Natürlich ist auch Löwentraut durchdrungen von einem künstlerischen und ästhetischen Erbe, dem sich alle jungen Künstler stellen müssen. Es gibt immer eine Tradition, die durchschlägt, die Frage ist nur, wie man Traditionen nicht nur überwindet, sondern neu interpretiert.

Der Abstrakte Expressionismus eines Willem de Kooning beispielsweise zeichnete sich besonders durch eine gestisch-expressive Handschrift aus. Seine Arbeiten waren immer eine Auseinandersetzung mit der Abstraktion und der ständig wechselnden Anordnung von menschlichen Figuren im Auflösungsprozess. Die Nichtvollendung des einzelnen Bildes erhob er dabei zu einem wichtigen Prinzip. Und so erscheinen auch die Bilder von Leon Löwentraut manchmal merkwürdig unfertig, oft wie mitten im Malprozess unterbrochen skizzenhaft und suggerieren, dass der Künstler vielleicht morgen an dem Werk weiterarbeiten wird oder aber die Fertigstellung gleich ganz den Betrachtern selbst überlässt.

Ausstellungseröffnung und Preisverleihung:
Freitag, 1. Dezember 2023 um 19 Uhr

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