Magali Reus ist eine niederländische Künstlerin, die in Den Haag und London lebt und Skulpturen fertig, die sich klar erkennbaren Regeln widersetzen. Ihre Arbeiten beziehen sich zwar auf Objekte aus der Alltagswelt, unterwandern diese aber durch unübliche Dimensionen, Positionen oder Kombinationen. »Disobedience« oder Ungehorsamkeit ist für die Künstlerin ein wichtiger Begriff: Die Skulpturen lassen sich nicht einordnen, sie scheinen etwas aber könnten auch etwas anderes sein.
Ausgehend von Park Cities, einem Künstlerbuch von Magali Reus, welches in Kooperation mit dem Museum Kurhaus Kleve und dem Verlag Walther König in Köln entstanden ist, orientiert sich die Ausstellung thematisch an der ortsspezifischen Situation des Kurhauses. Es sollen insbesondere Akteure ins Zentrum gerückt werden, die mit dem unmittelbaren Außenraum des Museums (Park, landwirtschaftliches Gebiet, Kleinstadt) verknüpft sind und als solche in verschiedene Netzwerke (sozial, ökologisch, ökonomisch) eingebettet sind. Die Auswahl und Installation der Werke geschieht in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin und geht einher mit ihren Interessen für Kollektivität und Ökologie, welche ein Feld zwischen Natur, Technologie und postindustriellen Aktivitäten auftun.
Ausgangspunkt für die Ausstellung in Kleve ist die Serie der Pilze, die sogenannten Knaves (2021–22), welche die Künstlerin während der Pandemie schuf. Pilze sind für Magali Reus eine Art Alter-Ego: sie sind in verschiedene Netzwerke eingebettet, welche sie sowohl benötigen als auch fördern. Sie gedeihen in einem komplexen Zusammenspiel von ruinierten Böden (abgeholzten Wäldern, verarmtem Untergrund) und Bakterien, wie es die Wissenschaftlerin Anna Lowenhaupt Tsing aufzeigt (The Mushroom at the End of the World. Princeton University Press, 2015). Für Tsing ist die „Prekarität die Bedingung unserer Zeit«, was sie anhand von Klimakrise, Krieg und Arbeitslosigkeit verdeutlicht. Sie illustriert wie ein Kapitalismus aussehen könnte, der nicht auf Expansion, sondern auf zwischenartlicher Kooperation basiert. Für Reus stehen die Knaves, was wörtlich »listige Kerle« bedeutet, für eine zeitgenössische Form der Produktion: Sie sind sowohl innerhalb als auch außerhalb des ökonomischen Kreislaufs angesiedelt, sie sind Teil eines ökologischen Netzwerks und vielleicht auch eines listigen Komplotts ähnlich einem Stück von Shakespeare, in dem sich die Akteure gegenseitig gebrauchen, um das Spiel am Laufen zu halten.
Eröffnung: Sonntag, 14. Juli 2024, 11.30 Uhr
Die Ausstellung wird gefördert durch
- Mondriaan Fonds
- Kunststiftung NRW
- Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
- Königreich der Niederlande
- Stadt Kleve
- Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.