In unterschiedlichen Sprachen und Betonungen spielt die Soundarbeit von Michaela Melián (*1956, lebt in der Nähe von München) in der Weserburg die unterschiedlichen, zum Teil gegensätzlichen Bedeutungen des Verbs »aufheben« durch:
- aufheben – im Sinne von abschaffen, liquidieren, auflösen, annulieren, für ungültig erklären
- aufheben – im Sinne von bewahren, speichern, aufbewahren, zurücklegen, behalten, verwahren, hinterlegen
- aufheben – im Sinne von aufsammeln, auflesen, aufklauben, aufnehmen, hochnehmen
Damit verweist die Vieldeutigkeit des Wortes auf die Möglichkeit, Grenzen und gegensätzliche Standpunkte offen zu legen bzw. zu transzendieren und damit auf die Eröffnung neuer Perspektiven im Denken wie Handeln. Vor dem Hintergrund, dass Michaela Mélian in ihrem künstlerischen Schaffen oft übersehenen und marginalisierten Geschichten nachgeht, dockt aufheben u.a. an das Oszillieren von Erinnerung zwischen Verweigerung und Bewahren an, um daraus sinnhaft Neues abzuleiten.
Für Bremen schuf Michaela Melián 2024 ein neues Werk im öffentlichen Raum: Am Standort der Ulrichsschuppen im Bremer Getreidehafen, ist ein Gedenkort für das Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlager entstanden, der am 10. April 2024 eröffnet wurde.
aufheben ist in der Weserburg an zwei Orten zu hören, die in ihrer Raumerfahrung nicht unterschiedlicher sein könnten. Einmal im Hans Otte. Klanghaus auf der Ebene 4 ½, wo die Besucher:innen sich quasi durch die Arbeit hindurchbewegen und gänzlich von ihr umgeben sind. Und im öffentlichen Raum, im Tunnel links vor dem Museumseingang, wo sie für Jede:n zugänglich ist, aber nur erfahrbar wird, wenn die Passant:innen ihr Ohr an ein Loch in der Wand heranbringen und gezielt lauschen.
Zu hören sind 66 Sprecher:innen auf 32 Sprachen.