Die Einzelausstellung legt den Fokus auf Felixmüllers grafisches Werk aus der Sammlung von Hans-Jürgen Wilke, dem letzten Drucker des Künstlers. Diese Sammlung umfasst sowohl druckgrafische Blätter aus allen Schaffensdekaden als auch originale Druckstöcke und Ausgaben linker Zeitschriften, die Felixmüller über mehrere Jahre mit Bildbeiträgen versorgte.
Conrad Felixmüller (geb. 1897 Dresden, gest. 1977 West-Berlin) gilt als ein herausragender Chronist seiner Zeit, dessen Blick auf den Menschen und seine Einbindung in soziale Strukturen gerichtet war. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs und der Revolutionsjahre schuf der Künstler eine Reihe druckgrafischer Blätter, die die politischen Umwälzungen und gesellschaftlichen Spannungen jener Zeit reflektierten. Als Träger des Sächsischen Rompreises entschied sich der überzeugte Kommunist bewusst gegen den traditionellen Aufenthalt in Italien und unternahm stattdessen eine Studienreise ins Ruhrgebiet, um die prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kohlearbeiter und ihrer Familien festzuhalten. Neben den zahlreichen Bildnissen seiner Frau und Kinder widmete sich Felixmüller zunehmend der Darstellung befreundeter Intellektueller und Kunstsammler:innen. In der Nachkriegszeit griff er das Thema des Arbeiters erneut auf und erweiterte es um Motive aus dem städtischen und ländlichen Raum. In seinen letzten Schaffensjahren ließ er sich wiederum von der Dynamik der modernen Großstadt Berlin zu urbanen Alltagsszenen inspirieren.
Die gezeigten Werke regen unter anderem zur Diskussion über die Entwicklung seiner bildnerischen Sprache in der Druckgrafik an und hinterfragen, inwiefern seine Darstellungen des Menschen und der Gesellschaft einer Tendenz zur Stereotypisierung unterliegen. Den Bogen in die Gegenwart spannen sieben Grafiken des Künstlers Benjamin Badock (geb. 1974 Karl-Marx-Stadt/heute Chemnitz), die die Konstruiertheit von bildhaften Klischees auf humorvolle Weise offenlegt.