Für November 2025 plant das Deutsche Historische Museum die Ausstellung »Natur und deutsche Geschichte. Glaube, Biologie, Macht«. Verhandelt werden auf 1.000 Quadratmetern 900 Jahre Geschichte: Der Bogen reicht von Hildegard von Bingens Begriff der »viriditas«, der grünen Schöpferkraft, im 12. Jahrhundert bis zur frühen Anti-Atomkraft-Bewegung in Wyhl und den unterschiedlichen Naturkonzepten in beiden Deutschlands im späten 20. Jahrhundert. Die Vereinnahmung des angeblich Natürlichen war zudem eine der ideologischen Grundlagen für die NS-Diktatur, die sowohl die »äußere« als auch die „innere Natur« mit einer Unzahl von Gesetzen in ihre Definitionsmacht und Gewalt bringen wollte. Die »Nürnberger Gesetze« und das »Reichsnaturschutzgesetz« wurden im gleichen Jahr erlassen: 1935.
Die Ausstellung soll anhand von 10–12 Stationen Ereignisse oder Entwicklungen vorstellen, in denen der Naturbegriff auf markante Weise verändert oder geprägt wird. Mit dem Projekt soll großräumig die sich wandelnde Bedeutung und Begrifflichkeit von »Natur« in den Blick genommen und als politischer Faktor in der deutschen Geschichte herausgearbeitet werden. Die historischen Etappen dieses Wandels werden nachgezeichnet, wie auch die Politisierung und Instrumentalisierung des Naturbegriffs in der deutschen Geschichte. Wer definiert, was als Natur gilt? Wer hat Zugriff darauf? Wie verändert sich, was als innere und äußere Natur verstanden wird? Und was passiert, wenn unvorhergesehene Ereignisse eintreten, auf die politische Handlungen erfolgen müssen?
Die Ausstellung wird von Prof. Dr. Julia Voss kuratiert.