Belia Zanna Geetha Brückner
Hanna Naske & Marie Gimpel
Kervin Saint Pere
Die Städtische Galerie Nordhorn zeigt in Kooperation mit der Hochschule für bildende Künste Hamburg eine Gruppenausstellung mit drei Absolvent:innen. Genau hinschauen, etwas eingehend betrachten, ein zweiter Blick: In bewegten Zeiten der Polarisierungen ist die produktive Beschäftigung mit Gegensätzen und Widersprüchen ein essentieller Bestandteil aktueller künstlerischer sowie gesellschaftspolitischer Diskurse. In allen Arbeiten der Ausstellung geht es um das Erweitern von Grenzen und Formen, um das Überlagern von Blickachsen und Perspektiven, um verschiedene Orte des künstlerischen Schaffens, um Erinnerungskultur sowie um Fragen geschlechtlicher Rollenbilder und ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen.
Künstler:innen sind mit dem Abschluss an der Kunsthochschule oft direkt wieder auf dem Sprung, die eine sprichwörtliche Tür schließt sich und eine nächste wird aufgestoßen. Was und wohin bewegt es sie nach dem Kunststudium und wie gelingt die Selbstverortung mit künstlerischen Mitteln? Diesen Zwischenräumen und Übergängen geht die Ausstellung nach.
So erforscht Belia Zanna Geetha Brückner leere und doch sehr materielle Formen von Versöhnung und ihrer Kommodifizierung. Mithilfe einer Recherche in Zusammenarbeit mit Betroffenen von häuslicher Gewalt entsteht eine Sammlung an geschenkten Waren, die im Ausstellungsraum verteilt das Publikum affizieren.
Die raumgreifende Arbeit »Rhizome me« von Hanna Naske und Marie Gimpel eignet sich den Raum durch organische Geflechte an. Das modulare Bühnenbild wird zur Installation transformiert, die Raum und Körper in gegenteilige und umgekehrte Gefilde bewegt.
Kervin Saint Pere forscht an gegenwärtigen Spuren von Kolonialismus in Hamburg und spürt widerständige Facetten auf. Die Stadt ist sowohl historisch als auch durch seine Architektur und widersprüchliche Erinnerungskultur bis ins Heute von seiner kolonialen Vergangenheit geprägt, was sich beispielsweise in aktuellen Kulturdenkmaltafeln im öffentlichen Raum widerspiegelt.
Der plattdeutsche Titel »Op’n Kiwief« bezeichnet im Hamburger Schnack das genaue Beobachten. Er stammt vom historischen französischen Zuruf »qui vive« zum Passieren eines Tores oder einer Stadtwache. Ist man angesichts der Kunst »Op’n Kiwief«, dann überlagern sich Blickachsen und Perspektiven, Übergänge und Kehrseiten, so dass Verbindungslinien unterschiedlicher Orte ins Sichtfeld treten.
Kuratiert von Anne Meerpohl (HFBK) und Thomas Niemeyer (Städtische Galerie Nordhorn)
Eröffnung: 6. September 2024, 19 Uhr