Die Miniaturensammlung wird 2024 «extra muros» zu bestaunen sein, in der klassizistischen Winterthurer Villa Lindengut, wo der Historische Verein begrüsst und Heiratswillige sich das Ja-Wort geben. Während der Ausstellung Painted Love wird der Weg zum Trauzimmer gesäumt sein von Preziosen, welche die Liebe versinnbildlichen.
Porträtminiaturen sind das Resultat von Beziehungen; sie stellen bisweilen selbst Verbindung her oder sind Pfand für die Abwesenheit einer geliebten Person. In der Heiratspolitik von Königshäusern und Adel wurden Porträts ausgetauscht, und nicht selten konterfeite ein Maler, an einen fremden Hof gesandt, eine in Frage kommende Braut. Liebende schenkten einander das eigene Bild, Eltern trugen die Darstellung ihrer Kinder mit sich, Gatten – geschäftlich auf Reisen oder im fernen Kriegseinsatz – diejenige von Frau und Kind.
Die Botschaft des aneinander Denkens, der engen Verbundenheit von Liebenden wurde vielfältig wiedergegeben: Eine Hand auf dem Herzen drückte Liebe aus, ein zum Himmel gerichteter Blick die Sehnsucht nach dem Verehrten. Bekannte Symbole waren die Attribute von Venus und Amor: Herz, Pfeil und Bogen. Gelegentlich sind die Porträtierten mit einem Brief dargestellt, manche schreiben und andere lesen ihn. Beliebte florale Attribute waren Rosen, Vergissmeinnicht und Stiefmütterchen (französisch Pensée). Damen mit entblösster Brust sendeten ebenso deutlich erotische Signale wie Herren mit gelöster Krawatte und offenem Hemd. Manchmal stellen Miniaturen, die sich doch gut verbergen liessen, unmissverständlich intime Szenen dar.
Zur imaginierten Nähe zum Abgebildeten kam die körperliche; Kleinbilder wurden als Schmuck auf der eigenen Haut getragen. Die Rückseite zierten oft eingelegte Haare der porträtierten Person, womit das Bild durch deren physische Präsenz zusätzlich aufgeladen wurde. Die Fülle der vorgeführten Liebesbotschaften verdeutlicht die Intimität dieser besonderen Bildgattung: die Porträtminiatur als reiche Schatulle intimster Gefühle.
Kuratorin: Sonja Remensberger