Eröffnung am 5. April um 18 Uhr.
Um 19 Uhr sprechen Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian über ihren Film Dance after the Revolution, from Tehran to L.A. and back und über Parthenogenesis, ihre im März in Abu Dhabi eröffnete Ausstellung.
Vom 6. April bis 20. Mai zeigen wir die Tanzfilme Bondy des französischen Kollektivs (LA)HORDE sowie Dance after the Revolution, from Tehran to L.A., and back der in Dubai lebenden iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian. In den letzten Jahren stand Tanz immer wieder Zentrum unseres Interesses, so in den Ausstellungen von Isabel Lewis oder Trajal Harrell. Diese programmatische Ausrichtung setzen wir mit dieser sechswöchigen Ausstellung fort. Auch wenn Bondy und Dance after the Revolution, from Tehran to L.A. and back zwei sehr unterschiedliche Filme sind, so zeigen sie beide doch etwas Wichtiges: wie Tanz Gemeinschaften bildet.
(LA)HORDE
Bondy, 2017, 15:53 min
Bondy ist eine Stadt im Nordosten von Paris und Teil der Pariser Banlieue (Kylian Mbappé ist ihr berühmtester Bürger). Bondy und das Centre National de la Danse in Pantin gaben dem französischen Kollektiv (LA)HORDE den Auftrag, mit den Mitteln des Tanzes ein Porträt der Stadt zu machen. Daraus entstand der knapp sechzehnminütige Film Bondy. Rund fünfzig Personen haben an dem Projekt teilgenommen, darunter ein lokales Team von Cheerleadern, Tanzbegeisterte eines Clubs von Pensionierten, Schwimmerinnen des lokalen Synchronschwimmclubs, eine Gruppe von Motorradfahrern, aber auch Jugendliche auf Tiktok. Der Film kommt ohne Kommentar aus, wir sehen, wie Tanz verschiedene Menschen verbindet und Gemeinsamkeiten schafft.
»Wir stehen für eine sehr eklektische Vision des Tanzes. Für uns gibt es nicht den klassischen Tanz, den modernen Tanz, den urbanen Tanz oder die viralen Tänze auf TikTok. Wir müssen uns von diesen Hierarchien lösen. Aus unserer Sicht ist jeder Moment, in dem ein Körper in Szene gesetzt oder eine Geschichte erzählt wird, Tanz. Überall findet sich Tanz, auf Geburtstagspartys, in Clubs, in den sozialen Netzwerken, an irgendwelchen Veranstaltungen. Wir leben momentan in Zeiten des Rückzugs, wir aber sind überzeugt, dass der Körper ein Instrument für Begegnungen ist, ein Mittel der Bejahung und eine Art sicherer Hafen. Deshalb ist Tanz im Moment überall.« LA(HORDE), franceinfo: culture
Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh, Hesam Rahmanian
Dance after the Revolution, from Tehran to L.A., and back, 2020, 36:30 min
Dance after the Revolution, from Tehran to L.A., and back (Tanz nach der Revolution, von Teheran nach L.A. und zurück) ist ein Film der in Dubai lebenden iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian. Der Film zeichnet eine aussergewöhnliche Geschichte nach, die sich, sehr verkürzt, so schildern lässt: Aufgrund der islamischen Revolution von 1978/79 verlässt der iranische Tänzer, Choreograf und Entertainer Mohammad Khordadian sein Land und lässt sich in Los Angeles nieder. Dort verdient er seinen Unterhalt, indem er für die iranische Exilgemeinde tanzt. Gleichzeitig produziert er Videos, in denen er vorführt, wie persisch-arabischer, von Cabaret beeinflusster Volkstanz mit Jane Fondas Aerobic verbunden werden kann. Diese Lernvideos werden versteckt auf VHS-Kassetten zurück in den Iran geschmuggelt, dort sie gehen viral und werden, vielfach dupliziert, unter der Hand weitergereicht. Khordadians Tanz entwickelt sich zum populärsten Volkstanz im Iran – wo Tanzen in der Öffentlichkeit bis heute unter Bestrafung streng verboten ist. Trotzdem (oder deswegen) kennen alle seinen Tanz, wie es der Film am Ende mit zahlreichen Youtubeaufnahmen belegt. 2006 hat sich Khordadian, der heute vor allem in Istanbul lebt, in einem Fernsehinterview als homosexuell geoutet. Khordadian, als »König des Tanzes« bekannt, lässt in seinem Tanz oft Humor einfließen und verbiegt dabei die Geschlechterrollen, indem er Männer zu Bewegungen inspiriert, die traditionell den Frauen vorbehalten sind. »Lasst uns wie Khordadian im Sturm tanzen!«.
Biografien:
(LA)HORDE ist ein Kollektiv, das 2013 in Marseille gegründet wurde. Es besteht aus Marine Brutti (*1985), Jonathan Debrouwer (*1985) und Arthur Harel (*1990). Sie arbeiten mit Tänzer:innen verschiedenster Herkunft, mit Amateur:innen, Randständigen, Sportler:innen, politischen Akteur:innen, aber auch, wie kürzlich, für Madonna. Dabei geht es immer darum, mittels Tanz die emotionelle, aber auch politische Kraft des Körpers freizulegen. (LA)HORDE leitet seit 2019 das Ballet national de Marseille.
Die drei iranischen Künstler Ramin Haerizadeh (*1975), Rokni Haerizadeh (*1978), Hesam Rahmanian (*1980) arbeiten seit 2009 zusammen und leben in Dubai im Exil. Sie zeigen ihre Arbeit international, u.a. 2024 und 2022 in der NYU Abu Dhabi Art Gallery in Abu Dhabi, 2020 in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main und an der 22. Sydney Bienniale in Australien, 2018 in den Officine Grandi Riparazioni (OGR) in Turin, 2017 im MACBA in Barcelona, 2016 an der Liverpool Biennial. Die Kunsthalle Zürich zeigte sie 2015 mit der Ausstellung Slice a Slanted Arc Into Dry Paper Sky.