Bereits zum vierten Mal gastiert das Kunstmuseum Heidenheim in den Räumen des Schloss Hellensteins. Die Reihe „Kunst im Schloss« widmet sich jedem Jahr einem anderen bildhauerischen Material. Nach Metallen, Holz und Papier soll 2024 der Fokus von singulären Werkstoffen zu vielfältigen Materialkombination gerückt werden.

Die Kunstentwicklungen des 20. Jahrhunderts haben gezeigt, dass im Wesentlichen jedes Material Grundlage Ausgangspunkt für eine künstlerische Arbeit sein kann. In radikaler Weise haben etwa Marcel Duchamp mit seinen Ready Mades oder die italienische Arte Povera verdeutlicht, dass auch in kunstfernen Objekten und Gegenständen ein ästhetisches Potenzial steckt. Es braucht jedoch die gestalterischen Fähigkeiten von Künstler:innen, die Alltäglichem und dem scheinbar Wertlosen eine neue Gestalt geben, es transformieren und dadurch die Wahrnehmung des Publikums schärfen.

Kombiniert man mehrere dieser Gegenstände, dann entstehen vielgestaltige Assemblagen. Die Zusammenführung mehrerer Werkbestandteile ist aus mehreren Gründen ein reizvolles Thema. Zum einen kann das Publikum erleben, wie unterschiedlich Künstler.innen mit diesem Ansatz umgehen. Einigen reichen nur wenige Objekte beziehungsweise deren Materialbeschaffenheit, Farben oder Oberflächen aus. Aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst und miteinander kombiniert wird die Ästhetik ihrer Stofflichkeit inszeniert. Andere Kunstschaffende denken stärker vom bekannten Objekt und dessen (popkulturellen) Bedeutungen und Zuschreibungen. Was passiert, wenn uns vertraute Symbole umgedeutet oder (kritisch) hinterfragt werden? Weitere Strategien können in der Integration kinetischer Elemente oder in der Anordnung und Strukturierung von Materialien liegen. Nach Farben oder Größe sortiert oder in Bewegung versetzt verliert ein Gegenstand seine Nützlichkeit und wird zum Zeichen.

Ein weiterer Reiz des Themas ist die Gratwanderung zwischen Wiedererkennen und Entfremden. Die Verpackung einer bestimmten Süßigkeit etwa kann von Besucher:innen meist identifiziert werden. Integriert in ein größeres Kunstwerk hingegen kann die Zuschreibung schwieriger werden.
Beim Versuch der Bestimmung stellt dich dann auch die Frage der Relevanz dieser Bestimmungsversuche. Ist es überhaupt wichtig, aus welchem Kontext ein Objekt stammt? Mit dieser Unsicherheit spielen manche Werke und entfachen die Lust am Entdecken.

Ein dritter, nicht unwesentlicher Aspekt der Ausstellung ist der des Umgangs mit Ressourcen. In Zeiten des Klimawandel hat der Gebrauch von bereits einmal genutzten Materialien nicht nur einen ästhetischen, sondern häufig auch einen inhaltlichen Wert. Wie gehen wir mit dem Vorhandenen um? Müssen für ein Kunstwerk neue Werkstoffe produziert werden? Wie zeitgemäß ist das noch?

Ziel der Ausstellung Re.Use ist zum einen, die Vielfalt künstlerischer (Wieder-) Verwertungsstrategien zu untersuchen. Zum anderen ist die aber auch eine Hommage an die künstlerische Kreativität und Kombinationsfreude.

Mit Werken von:
Nándor Angstenberger, Angela Ender, Michael Johansson, Hyunjeong Ko, Julia Miorin, Guido Weggenmann, Umut Yasat

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