Städtische Museen widmen sich zumeist der Aufgabe, aktuelle und historische Entwicklungen der Kunst den Bürger:innen des jeweiligen Ortes zugänglich zu machen. Zusätzlich haben viele kommunale Ausstellungshäuser den Auftrag, das regionale Kunstschaffen durch Ausstellungen und Ankäufe abzubilden und dadurch zu fördern.
Unter dem Titel #vonhier hat das Kunstmuseum Heidenheim ein Format entwickelt, mit dem es diesem Ziel nachkommt. In unregelmäßigen Abständen wird der kleine Wechselausstellungssaal zu einer Plattform für die Kunst einzelnen Akteur:innen der Heidenheimer Kunstwelt.
Romina Ferrarottis widmet sich in ihrem künstlerischen Schaffen primär der Grafik. Darunter versteht die gebürtige Argentinierin verschiedene Tief- und Hochdruckruckverfahren, Zeichnung und kleinformatige, zeichenhafte Objekte. In der Ausstellung im Kleinen Wechselausstellungssaal präsentiert die Künstlerin Arbeiten aus drei Werkzyklen, die sich auf unterschiedlichen Weisen mit dem Thema der Weiblichkeit beschäftigen sowie Druckgrafiken zweier befreundeter Kunstschaffender.
Die Heidenheimerin geht in den ausgestellten Arbeiten vom weiblichen Körper aus. Dieser ist für sie auf der einen Seite eine produktive Kraft, die auf vielfältige Weise in einen organischen Naturkreislauf eingebunden und mit diesem verknüpft ist. Auf der anderen Seite betrachtet sie ihn als Ort gesellschaftlicher Wertzuschreibung. So war beispielsweise die Fragen danach, was Frauen mit ihren Körpern machen, welche Anpassungen und Einschränkungen sie ihnen auferlegen, Basis für eine Reihe technisch versierter Colografien, in denen Andeutungen von Miedern oder stark gestreckte, schlanke Figuren zu sehen sind.
Für ihre neuesten Arbeiten kombinierte Ferrarotti abstrahierte weibliche Silhouetten mit Druckgrafiken, die auf dem anatomischen Aufbau verschiedener Gehörgänge unterschiedlicher Spezies basieren. Die feinen, geschwungenen Formen platziert sie im im Unterleibsbereich und demonstriert so sinnbildlich eine Allverbundenheit der Natur. Gleiches gilt für ihre origamihaften Kleider aus transparenten Papieren, denen rot gefärbte, gepresste Gräser, Halmen und Blüten entwachsen. Alle ähnlich sind sie ähnlich, jedes für sich jedoch individuell.
Ferrarotti ist eine leidenschaftliche Druckgrafikerin, die auch in Workshops und Kursen die Vielfalt der damit verbundenen technischen Möglichkeiten vermittelt. Aus diesem Grund war es ihr ein Anliegen neben eigenen Arbeiten auch Werke zweier befreundeter Kunstschaffenden aus ihrer argentinischen Heimat zu zeigen.
Hierzu zählt ihr Lehrer und Mentor Patricio Bosch, den sie 2003 kennenlernte und der sie überhaupt erst für die Druckgrafik begeisterte. In Heidenheim zeigt er unter anderem Monotypien, bei denen sich organische Farbformen überlagern und einen farbigen Naturkosmos bilden, wodurch sie eine Brücke zu Ferrarottis Werken schlagen.
Ergänzend sind Ausschnitte aus Ana Noyas Bildkosmos zu sehen. Dieser besteht aus sich wiederholenden Motiven, hierzu zählen Wale, Vulkane, Frauenkörper, Socke oder Häuschen, Die auf Radierungen basierenden Symbole werden durch die Künstlerin digital bearbeitet, zusammengefügt, ausgedruckt und anschließend mit Bleistift erweitert. Hierbei spielt Noya mit absurden Kombinationen und Umdeutungen, was den Arbeiten eine surreale Anmutung und eine gewisse träumerische Verspieltheit verleiht.
Über die Künstlerin
Romina Ferrarotti wurde 1981 in Buenos Aires geboren. 2002 begann sie ein Kunststudium, erst am Instituto Universitario Nacional del Arte, anschließend an der Universidad del Museo Social Argentino. 2003 lernte sie Patricio Bosch kennen, der ihre Leidenschaft für Druckgrafik weckte, einem Feld, dem sie sich seither widmet. 2007 kam sie nach Deutschland und widmete sich dem Erlernen der Sprache sowie ihren beiden Söhnen. Seither ist sie in verschiedenen Institutionen tätig gewesen, unter anderem im Waldorfkindergarten, dem Integrativen Haus der Gesundheit sowie bei Kinder und Kunst e.V. Seit 2017 ist sie zudem als Grafikdesignerin tätig.