»ich werde Euch einen Zyklus schauriger Lieder vorspielen; sie haben mich mehr ergriffen, als dies bei anderen Liedern der Fall war« soll Franz Schubert (1797–1828) nach den Tagebuchaufzeichnungen von Josef von Spaun, einem engen Freund, gesagt haben, als er die von ihm vertonten Gedichte von Wilhelm Müller im Herbst 1827 seinem Freundeskreis vortrug.

Während Franz Schubert in seinem Freundeskreis Halt und Anerkennung fand, blieb seine Sehnsucht nach weiblicher Liebe und Zärtlichkeit, nach familiärer Wärme und Geborgenheit unerfüllt. Die Enttäuschung über eine unglückliche Beziehung hat er nie verwunden.

So gibt die »Winterreise«, die eineinhalb Jahre vor seinem Tod entstand, einen Eindruck in die Psyche des Komponisten. Texte und Musik sind kunstvoll ineinander verwoben, sind bestimmt von Melancholie und tiefster Resignation.

Die 24 Lieder beschreiben den Weg eines Wandernden, der vor der Realität, letztlich vor sich selbst flieht. Dabei entspricht die unwirtliche, winterliche Landschaft, menschenleer und in Eis und Schnee erstarrt, der inneren Befindlichkeit des Protagonisten.

Bodo Zapp hat die Lieder als grafischen Zyklus umgesetzt. Das geschieht in Form von Collagen, denen zum besseren Verständnis jeweils der Liedtext beigegeben ist. Dabei werden eigene Zeichnungen mit Zitaten aus der Kunstgeschichte, mit Motiven aus dem Alltagsleben, Frottagen oder verfremdeten Fotografien kombiniert. Im Hintergrund aller Bilder erscheint in transparentem Blau das Porträt Schuberts, das sich wie »ein blauer Faden« durch das Werk zieht.

Die einander überlagernden Szenen, die unterschiedlichen Bedeutungsebenen entstammen, vermitteln Gefühle und Stimmung des Wanderers. Das Spektrum der Emotionen des einsamen Mannes findet Ausdruck, wobei die Lieder durch eine Steigerung von Abschied, Liebesschmerz und Hoffnung, Aufbegehren, Zorn, Verzweiflung und schließlich Todessehnsucht gekennzeichnet sind. Den dramatischen Höhepunkt bildet das Bild »Der Leiermann«, ein fiedelnder Knochenmann, der den Wandernden lockt.

Eröffnung: Donnerstag, 12. Dezember 2024, 18 Uhr

Im Rahmen der Vernissage wir der Tenor Manuel Ried drei ausgewählte Lieder zu Gehör bringen. Begleitet wird er von der Pianistin Stephanie Knauer.

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