Tino Zimmermann (*1990 Templin) beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit politischen und gesellschaftlichen Fragestellungen, die oft auf seinen persönlichen Erfahrungen basieren. In seinem fotografischen Langzeitprojekt Developments (2011–2020) arbeitet er die Schwierigkeiten auf, die er beim Aufwachsen und Leben als kreativ veranlagter Mensch während der Nachwendezeit in Brandenburg hatte. Er behandelt Themen wie Perspektivlosigkeit, mangelnde gesellschaftliche Integration und daraus resultierende psychische Erkrankungen und Suchtbelastungen. Als er sich während einer drogeninduzierten Psychose aus der Psychiatrie entließ und beschloss, sein Leben zu ändern und abstinent zu bleiben, entdeckte er die Fotografie als Beschäftigung. Die Bilder, die von dieser Zeit erzählen, hat er zu einem circa 500-seitigen Künstlerbuch verarbeitet. Mit seiner Geschichte möchte Zimmermann Aufmerksamkeit für die Schwierigkeiten schaffen, denen viele junge Menschen in strukturschwachen Regionen mit DDR-Vergangenheit ausgesetzt waren und sind. Zeitgleich möchte er dazu beitragen, Stigmata abzubauen, mit denen psychische Erkrankungen häufig behaftet sind.

Die Arbeit, die im STUDIO gezeigt wird, besteht aus zwei Teilen: dem Künstler-Fotobuch Developments, das im Rahmen der Ausstellung auch erstmals als verfügbare Edition erscheinen wird, sowie einer Rauminstallation, die auf den Zustand der Schizophrenie anspielt. Hierfür arrangiert der Künstler Fotografien seines damaligen Zimmers neu: Die Bilder der Wände und des Bodens sind in einzelne Fragmente gegliedert und collagenartig so angeordnet, dass die ursprüngliche Raumanordnung nicht mehr rekonstruierbar ist. Die Informationen der Realität können nicht mehr zu einem sinnvollen Bild zusammengefügt werden. 

Kurator: Johan Holten
kuratorische Assistenz: Dorotea Lorenz

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