Immer seltener werden Postkarten verschickt: ein klassisches Kommunikationsmedium, das zunehmend zur Rarität wird – umso spannender ist die Aktivierung in der zeitgenössischen Kunst. Drei Künstlerinnen zeigen ihren konzeptuellen Umgang mit dem standardisierten Bildformat.
Daniela Comani (geb. 1965) präsentiert mit Planet Earth: 21st Century 370 virtuelle Stadtansichten. Was wie Luftaufnahmen aussieht, sind mit den 3D-Kartendiensten Apple Maps-Flyover und Google Earth Virtual Reality nachbearbeitete Rendering-Darstellungen aus Satellitenbildern.
Mechtild Frisch (geb. 1943) perforiert Kunstpostkarten. Was zunächst wie eine Entwertung erscheint, bewirkt im Grunde das genaue Gegenteil. Die unzähligen Löcher in unterschiedlichen Anordnungen individualisieren das einzelne Exemplar und verleihen ihm die Aura des Originals. Aus dem Van Gogh, der nie einer war, ist ein echtes Werk der Künstlerin geworden.
Nadya Sayapina (geb. 1989) hat andere Emigrierte aus Belarus um Fotos von Orten gebeten, die sie an die verlorene Heimat erinnern. Die Serie Postcard Nowhere besteht aus Übersetzungen dieser Fotos in Schrift, die den Satz »Ich kann jeden Weg nehmen, nur nicht den nach Hause« in der jeweiligen Landessprache vielfach wiederholt.