Una Björg Magnúsdóttirs (geb. 1990 in Reykjavik, lebt und arbeitet ebenda) interdisziplinäre Praxis umspannt Installationen, Skulpturen, Zeichnungen und zeitbasierte Medien. Oft spielt die Künstlerin mit dem Vertrauten und dem Banalen. Alltägliche Gegenstände und die damit verbundenen Handlungsmuster und Wahrnehmungsmechanismen werden von der Künstlerin aus ihrem Gewohnheitskosmos entrissen und in einen völlig neuen räumlichen Kontext implantiert. Dadurch entsteht beim Betrachten eine spielerische Irritation – ein Zweig im Getriebe banaler Alltagsautomatismen.
Die Materialien, die Magnúsdóttir verwendet, zeugen von einer brutalen Zweckmäßigkeit. In ihrer Ausstellung »Lost Manuals« im Künstlerhaus Bethanien fällt zuerst das Vries aus Holzplatten auf, das sich an der Wand des Raumes entlangzieht. Auf diesen Holzplatten ordnet die Künstlerin die Abbilder verschiedener Alltagsobjekte an, die durch die Schonungslosigkeit der Zeit auf das Material gebleicht zu sein scheinen, tatsächlich aber sorgsam auf die Oberfläche gedruckt wurden. Die Wirkungsweise der künstlerischen Ergebnisse ist meist von Gegensätzen gekennzeichnet. Gesteuerte, inszenatorische und dauerhaft erscheinende Elemente bergen den Einbruch des Spontanen, Unerwarteten, Augenblicklichen und damit auch des Lebendigen in sich.
Magnúsdóttirs Fokus ist nicht auf eine festgelegte künstlerische Form gerichtet, sondern auf eine inhaltliche Basis. So lassen sich wiederkehrende Motive herauskristallisieren, die ihre Arbeiten durchziehen. Die Täuschung als Scheitern von visueller Kommunikation, als Dekonstruktion und Umformung von Sinn ist eines davon, das Prozesshafte ein weiteres. Die Künstlerin sucht nicht nach dem abgeschlossenen, dem Ende, nicht nach der vollständigen Dekonstruktion, sondern nach dem konstruktiven Moment innerhalb eines Prozesses. Dies gilt insbesondere für die Satire und das Anti-Pathos in Magnúsdóttirs Werken, die nicht despektierlich sein wollen, sondern dem Ausgangsgegenstand mit Be- und Verwunderung begegnen.