In den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin befinden sich unzählige Objekte, die überraschende, verborgene Geschichten und Provenienzen haben. Diese Geschichten und die Methoden, die Museumsmacher:innen nutzen, um sie zu erforschen und zu erzählen, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Die jungen Kurator:innen und Wissenschaftler:innen präsentieren Objekte mit persönlicher Bedeutung und erzählen ihre oft spannenden oder tragischen Geschichten.

Viele Objekte – vier Ansätze

Ob ein 30 kg-schwerer Reformationsteppich, ein gefälschter van Gogh oder demontierte Fassadenelemente des Palasts der Republik: Was auf den ersten Blick nichts gemeinsam hat, ermöglicht durch neue Perspektiven, Technologien, Provenienzforschung und kulturellen Wandel die Entdeckung emotionaler, überraschender und spannender Erzählungen. Die Ausstellung bietet dazu vier mögliche Ansätze an, sich dem Gezeigten anzunähern: Sichtbare Spuren am Objekt, Materialuntersuchungen und Restaurierungen, historisch-kultureller Wertewandel und Provenienzforschung.

Auf den ersten Blick? Sichtbares hinterfragen

Das Sichtbare ist Ausgangspunkt einer jeden Auseinandersetzung mit einem Objekt: Welche Informationen lassen sich am Erscheinungsbild ablesen? So kann eine ungeöffnete Papyri-Fundkiste des Ägyptischen Museums von der Elephantine-Insel aus dem Jahr 1907 viele Informationen über Fundort und archäologische Praktiken einer Zeit geben, in der die enthaltenden Papyri noch nicht entziffert werden konnten. Erst jetzt, über 100 Jahre nach ihrer Befüllung, wird der Inhalt dieser Fundkiste ausgewertet. Die Kiste ist nun selbst ein historisches Artefakt, an dem sich die lange Odyssee der Papyri nachvollziehen lässt.

Wissenschaftliche Detektivarbeit mittels Materialuntersuchung

Materialuntersuchungen und Restaurierungspraktikenhelfen Zustand, Struktur und Herstellungstechniken von Objekten besser zu verstehen. Die Restaurierung des Bildes »Dame mit Kind« (1910) des Secessions-Künstlers Fritz Rhein aus der Alten Nationalgalerie etwa förderte nicht nur ein völlig unbekanntes Werk hinter der Leinwand zutage: die »Dame auf dem Sofa« (ca. 1905). In Röntgenuntersuchungen des neu entdeckten Bildes wurde zudem deutlich, dass hier noch eine dritte, geheimnisvolle Komposition übermalt wurde.

Perspektivwechsel im Wandel der Zeit

Kunstwerke, Artefakte und Gegenstände erfahren in ihrer Geschichte oftmals einen komplexen Wertewandel. Ihre Rolle und kulturelle Bedeutung kann sich vollständig ändern. So wurde ein Grafton-Saxophon aus der Sammlung des Musikinstrumenten-Museums in den 1950er-Jahren wegen seiner Acrylkonstruktion noch als billig und geschmacklos verspottet. Erst später wurde es zu einem begehrten Sammlerstück, das auch Jazzgrößen wie Charlie Parker und Ornette Coleman bei Aufnahmen nutzten.

Augenscheinlich unsichtbar: Herkunft und Geschichte

Die Untersuchung der Herkunft von Sammlungsobjekten beinhaltet in den meisten Fällen umfangreiche Provenienzforschung. Besonders im Kontext ethnologischer Objekte sind Erzählungen und Zeug:innenaussagen im Kontakt mit den Herkunftsgesellschaften essentiell. So laden die Kurator:innen den Wissenschaftler Nicolás Valenzuela Quintupil ein, die Geschichte einer Gewandnadel aus dem Ethnologischen Museum, die im Zuge der Verdrängung der Mapuche in Chile im 19. Jahrhundert nach Berlin kam, neu zu erzählen: aus der Perspektive der Nachfahren dieser Communities und deren Beziehung zum Objekt.

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung erscheint ein digitaler Katalog bei arthistoricum.net.

Kuratorisches Team

Die Ausstellung wird kuratiert von Volontär:innen der Staatlichen Museen zu Berlin, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Musikinstrumenten-Museums.

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