Yael Bartana (*1970 in Israel, lebt in Amsterdam, Berlin und Rom) gilt als eine der wichtigsten internationalen Filmkünstlerinnen ihrer Generation. Ihre Filme, Fotografien, Objekte, Schriftarbeiten und Performances verknüpfen Vergangenheit und Gegenwart, um daraus eine spekulative Zukunft zu entwickeln. Die Künstlerin bezeichnet ihre Arbeitsmethode als »Pre-Enactment« – also nicht als Wiederaufführung von Gewesenem, sondern als Vorwegnahme des Kommenden auf der Basis des Vergangenen. Was wäre, wenn? Bartana: »Pre-Enactment mischt Fakten und Fiktion. Es ist ein Gedankenexperiment, das die historische Erzählung in Frage stellt, eine alternative Gegenwart und kontrafaktische Geschichten schafft.«
Seit Anfang der 2000er Jahre untersucht Yael Bartana auf diese Weise Themen wie nationale Identität und religiöse Tradition, kollektive Traumata und Sehnsucht nach Erlösung, patriarchale Machtstrukturen und Heilsversprechen. Letztendlich geht es in ihrem Werk immer um die Frage, wie wir angesichts der Last einer uns unterschiedlich prägenden, gemeinsamen Vergangenheit in der Zukunft sinnvoll miteinander leben wollen und können.
Die Werkauswahl von Utopia Now! in der Weserburg Museum für moderne Kunst konzentriert Bartanas Blick auf deutsche Geschichte und Gegenwart. In neuen und neuesten Filmen, Fotografien und Neonbildern geht es der Künstlerin jedoch nicht darum, den deutschen Schuldkomplex zu bearbeiten oder gar aufzulösen. Vielmehr bildet auch in Utopia now! der Blick in die Vergangenheit den Ausgangspunkt, um aus den Gegebenheiten der Gegenwart Visionen für eine mögliche Zukunft zu entwickeln – Visionen, die über nationale Grenzen hinausgehen.
Yael Bartanas Arbeiten befinden sich in Sammlungen wie dem MoMA Museum of Modern Art New York, dem Guggenheim Museum New York, der Tate Modern London, dem Van Abbemuseum Rotterdam, dem Centre Pompidou Paris uvm. Sie hatte Einzelausstellungen u.a. im Jüdischen Museum, Berlin (2021), in der Fondazione Modena Arti Visive (2019/2020), im Philadelphia Museum of Art (2018), Stedelijk Museum, Amsterdam (2015), in der Wiener Secession (2012), im Tel Aviv Museum of Art (2012), Moderna Museet, Malmö (2010) oder MoMA PS1, New York (2008). Ihr Werk war auf der Biennale São Paulo (2014, 2010, 2006), Berlin Biennale (2012), im Polnischen Pavillon auf der Biennale Venedig (2011), auf der documenta 12 (2007), Istanbul Biennale (2005) oder der Manifesta 4 (2002) zu sehen.
Kuratiert von Janneke de Vries
Eröffnung: 24. Mai 2024, 19 Uhr
Eintritt frei