Die Video-Skulpturen der Künstler:in Yvon Chabrowski laden zur Auseinandersetzung mit körperlichen Repräsentationen ein. Chabrowski schafft performative Verhandlungsräume, in denen die Bewegungsmuster, die sich in die Körper einschreiben, die Rollen, die wir in einer Gesellschaft einnehmen, und die Beziehungen, die wir miteinander eingehen können, befragt und in Bewegung gesetzt werden. Die Künstler:in reflektiert in ihren Arbeiten Körper-Bilder.
Für ihre Ausstellung body options. we are airborne. in den Kunstsammlungen Chemnitz erweitert Yvon Chabrowski ihre raumgreifende Video-Skulptur WE HAVE A BODY (2019/2024) um visuelle Elemente, die das unmittelbare Erleben körperlicher Posen verschieben. Schwebend anmutende, lebensgroße Projektionen der fünf Performer:innen Martina Garbelli, Renen Itzhaki, Nasheeka Nedsreal, Jan Rozman und Kareth Schaffer laden Betrachtende dazu ein, in einen performativen Verhandlungsraum einzutreten und selbst zu entscheiden: Werde ich Teil dieser Gruppenkonstellation? Welche Bewegungsmuster erkenne ich wieder?
Im zweiten Ausstellungsraum werden drei jüngere Videoskulpturen mit Monitoren gezeigt, die vor allem nach der eigenen Position im globalen, auf Wettbewerb und Konkurrenz ausgerichteten Kapitalismus fragen. In KINESIS | GLITCH sieht man die Künstler:in selbst, wie sie ihren Körper mit malerisch anmutendem kinesiologischem Tape, das eigentlich Heilung und Bewegungsfreiheit verspricht, umklebt. Die Bildschirmoberflächen der Monitore weisen Brüche auf und seine Farbverschiebungen flimmern. GLITCHED FILTERS | FLUID MASKS thematisiert Gesichtsfilter, die in Social-Media-Anwendungen oft automatisch über Gesichter gelegt werden und so den Körper fragmentieren und verändern. Sind digitale Gesichtsfilter nicht längst Teil unseres Körper-Images?
In GLITCH SURFACES | MAPPING RESOURCES wird nun das Aufbrechen der Bildschirmoberflächen selbst zum prozesshaften Bild, in dem sich makro- und mikroskopische Bildbezüge im Blick der Betrachtenden verschieben: Sehe ich hier Sternbilder, ein Flussdelta, Mikroaufnahmen eines Zellkerns, oder ist es wirklich ein Bildschirm, der von der Künstler:in in seine Einzelteile zerlegt wird? Und wie kann dieser recycelt werden, um ressourcenschonende und faire Produktionsketten zu ermöglichen?
Yvon Chabrowski, geboren in Ostberlin, studierte Fotografie bei Timm Rautert und Florian Ebner an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und an der École nationale supérieure des beaux-arts de Lyon. Sie ist Absolvent:in der Meisterklasse von Peter Piller. Derzeit arbeitet sie an ihrem PhD-Projekt MY AVATAR AND I. Im Jahr 2019 gewann die Künstler:in den Internationalen Marianne Brandt Wettbewerb, Chemnitz.