Viktor und Marianne Langen haben nicht nur Malerei des 20. Jahrhunderts und japanische Kunst gesammelt, sondern auch Objekte aus zahlreichen außereuropäischen Kulturen erworben. So gehören zu ihrer Sammlung über 100 buddhistische Skulpturen aus Indien, Kambodscha und Thailand sowie über 130 Objekte präkolumbischer Kunst. Hinzu kommen kleinere Gruppen chinesischer, koreanischer, afrikanischer, ozeanischer, ägyptischer, alt-griechischer und alt-persischer Kunst.
Angeregt zum Kauf von Objekten fremder Kulturen wurden Viktor und Marianne Langen während ausgedehnter Fernreisen, die sie oft über mehrere Wochen in andere Länder führten. Lange bevor der Tourismus in diese Weltgegenden vordrang, besuchte das rheinische Sammlerpaar Burma, Thailand, Laos, Kambodscha, Kenia, Ägypten, Marokko, Peru, Mexiko und China. Von Anfang an hatte das Reisen eine ebenso zentrale Bedeutung im Leben von Viktor und Marianne Langen wie die Kunst und ihre Begeisterung dafür war unmittelbar gekoppelt an ihre Sammelleidenschaft. ihre Kunstsammlungen, »das handgreifliche Ergebnis unserer Reisen«, so Marianne Langen, können als Ausdruck ihres Bedürfnisses gelten, sich die Welt über die Kunst zu erschließen und verständlich zu machen.
Das von Marianne Langen initiierte und gestiftete Ausstellungshaus liegt auf einer ehemaligen NATO-Basis inmitten der niederrheinischen Landschaft. Für dieses Gelände entwickelte der Sammler Karl-Heinrich Müller ab 1994 ein visionäres Projekt, bei dem Kunst und Natur zu einer einmaligen Synthese zusammengebracht werden sollten.
Auf Einladung von Karl-Heinrich Müller besuchte der japanische Architekt Tadao Ando 1994 die Raketenstation und sah diese in ihrem Urzustand. Begeistert von Müllers Plänen, entwickelte er ein Architekturmodell, das ebenfalls Teil des Projektes wurde. Als Marianne Langen Tadao Andos Pläne im Jahr 2001 zum ersten Mal sah, entschied sie sich sehr schnell, dieses Haus als das letzte und größte Kunstwerk ihrer Sammlung bauen zu lassen. Ihrer Maxime entsprechend, verzichtete sie auf jegliche Fördermittel von Dritten.
Tadao Andos ausgeprägte Vorliebe für Beton und sein Gespür für das Spezifische des Ortes bestimmen auch seinen Entwurf für die Langen Foundation. So verwendete er Beton, Glas und Stahl und passte das Gebäude in die topographischen Gegebenheiten der umlaufenden Wälle ein. Geöffnet wurden diese lediglich im Eingangsbereich. Dieser ist durch eine vier Meter hohe, halbrunde Betonwand markiert, in der ein eingeschnittenes Portal den Blick auf das Gebäude und den davor liegenden großen Spiegelteich freigibt.
Das 2004 eröffnete Ausstellungshaus setzt sich aus zwei architektonisch unterschiedlichen und miteinander verbundenen Gebäudetrakten zusammen. An einen langgestreckten, von einem Glasmantel umhüllten Betonriegel schließt sich im Winkel von 45 Grad der Haupttrakt an. Dieser besteht aus zwei parallelen Quadern, die etwa sechs Meter tief in die Erde gegraben sind. Zwischen den beiden Trakten führt eine große Freitreppe wie eine Art Himmelsleiter aus der Tiefe zurück in die Natur.
Die Langen Foundation verfügt über drei Ausstellungsräume mit einer Gesamtfläche von 1.300 Quadratmetern. Im ebenerdigen Betonriegel untergebracht ist der sogenannte Japanraum – eine ungewöhnlich lange und schmale Galerie, die Tadao Ando als Raum der »Stille« speziell für den japanischen Teil der Sammlung Langen konzipiert hat. Für den modernen Teil der Sammlung sind die beiden in die Erde gesenkten Ausstellungsräume vorgesehen, deren Raumhöhe überraschende acht Meter beträgt.